Glyptothek

Kassandra. Ein Stück.

Montag, 01.09.2025
20:00 Uhr

Glyptothek, Konigsplatz 3, 80333 München
Theater

Kassandra. Ein Stück.

Kassandra. Ein Stück.

nach Texten von der Antike bis heute mit Julia Gröbl, Martin Schülke.

Musik: Götz Grünberg

Regie: Sven Schöcker

Kassandras unbedingter Wunsch, Seherin zu werden, geht in Erfüllung durch den Gott Apollon. Als Lohn dafür soll Kassandra sich ihm hingeben, doch sie verweigert sich und wird dafür umgehend von Apollon bestraft: So soll niemand jemals Kassandras Voraussagen und Warnungen Glauben und Gehör schenken. Inmitten der damals wie heute noch immer brutalen männlichen Kriegs- und Allmachtsfantasien muss sie sich nun ohne einen Nutzen ihre Sehergabe in einer patriarchalen Gesellschaft als Frau zurechtfinden und behaupten; Gibt es eine Möglichkeit, diese historische Konstante zu durchbrechen, und wenn ja, wem obliegt sie.…? Was können wir tun? „Warum wollte ich die Sehergabe unbedingt?”

Halt`s Maul Kassandra.

Ich Kassandra, ich sehe und sehe nicht. Ohne zu glauben zu sehen. Mir glaubt man nicht, wenn ich sehe und was ich sehe.

Hinter mir Troja in Trümmern und vor mir Europa ohne Hoffnung.


———


Die Besprechung unseres Theaterexperten Peter Eidenberger:


„Ich will Macht haben, die Sehergabe ist für eine Frau die einzig wirkliche Macht, die sie erlangen kann. Wie anders sollte eine Frau sonst herrschen können?“ Das ist der Antrieb der antiken Frau, mit deren Geschichte und Schicksal die Theaterspiele Glyptothek ihre jährliche Open-Air-Saison (Juli bis September) im Innenhof des Klenze-Baus am Königsplatz eröffnen. Wo vieles, wieder so ist, wie man das schon kennt: man sitzt gemütlich an Tischen, im Eintrittspreis sind Wein und Brot mit drin, wer mehr will, kriegt gegen Aufpreis Käse und Oliven dazu. Das alte Shakespeare-Brett, das Jahrzehnte die Auftrittsfläche vor dem Haupteingang war, hat ausgedient, die karge schwarze Bühne seitlich neben der goldenen Statue der Pallas Athene (die immer hier steht), braucht nur ein paar Kisten und Requisiten, fertig. Denn hier stand schon immer das Spiel und das Wort im Mittelpunkt, neben dem Reiz des klassizistischen Ambientes natürlich.


Die Frau aus der Antike heißt „Kassandra“, und die Spielfassung dieser Inszenierung von Sven Schöcker greift vor allem auf Christa Wolfs Kassandra-Erzählung von 1983 zurück, ergänzt um weitere Texte von Homer, Seneca und Thomas Brasch. Das große Überthema des Kassandra-Stoffes ist der Trojanische Krieg. Königssohn Paris bekommt von Göttin Aphrodite die schöne Helena versprochen und entführt sie nach Troja, ihr Mann, Spartaner-König Menelaos, will sie zurück. Er verbündet sich mit den Griechen, und erst nach zehn Jahren Belagerung wird Troja fallen, dank des legendären Riesenpferdes mit den darin verstecken Soldaten.


„Der trojanische Krieg wird kommen,“ heißt es früh im Text, die Antwort: „Halt’s Maul, Kassandra.“ Das bringt die Grundproblematik auf den Punkt: die Seherin sieht, aber keiner will es hören. Schöcker entwickelt seine Inszenierung mit nur zwei Darstellern (und den jazzigen Sax-Impros von Götz Grünberg), und das funktioniert prächtig. Julia Gröbl ist Kassandra, die Tochter des Troja-Königs Priamos, eine selbstbewusste, kämpferische Warnerin, aber auch verzweifelnde Frau, die in einer Männerwelt keine Chance hat. Martin Schülke als Apoll weiß den Effekt ihrer Weissagungen zu verhindern, als Priamos wirft er ihr „Feindbegünstigung“ vor und lässt sie einsperren. Großer Beifall nach 100 starken Minuten.

Termine & Tickets

Montag, 01.09.2025 20:00 Uhr
Samstag, 06.09.2025 20:00 Uhr Tickets
Sonntag, 07.09.2025 20:00 Uhr Tickets
+ weitere Termine

Veranstaltungsort / Karte

Glyptothek
Adresse: Konigsplatz 3, 80333 München

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