08:00 Uhr – 23:00 Uhr
FAT CAT, Rosenheimer Str. 5, 81667
München
weitere Ausstellungen
Günter Wangerin „Kriegstüchtig“
Installation/Dokumentation
Von der Straßenbahn bis zum Pizzakarton: Die Bundeswehr wirbt um Nachwuchs wie selten zuvor. Auch auf der Spielemesse „Gamescom“ in Köln (20.-24.8.2025) war sie wieder vertreten. Die Zielgruppe ist zum Teil minderjährig. Die Militarisierung der Zivilgesellschaft schreitet rasant voran. Erklärtes Ziel ist „Kriegstüchtigkeit“ – in allen Lebensbereichen: von der Kita bis zur Universität, vom Krankenhaus bis zur Abfallwirtschaft. Besonders deutlich wird dies im „Grünbuch ZMZ 4.0“ (ZMZ für „Zivilmilitärische Zusammenarbeit“), einer Publikation des „Zukunftsforums Öffentliche Sicherheit“, dessen Autorenkollektiv sich als „Denkfabrik zur Gestaltung der zukünftigen Entwicklungen der Öffentlichen Sicherheit in Deutschland“ versteht.
Die Ausstellung KRIEGSTÜCHTIG von Günter Wangerin im Kulturzentrum Fat Cat München greift das Unbehagen vieler Menschen angesichts der „Zeitenwende“ auf. Wurde den Deutschen vor dem Ersten Weltkrieg nicht auch die Tugend der „Kriegstüchtigkeit“ eingeimpft? Mit welchen Folgen? Sie sind begeistert in den Krieg gezogen. Erinnert sei an die Eisenbahnwaggons, aus denen heraus lachende Soldaten winken. Was dabei herauskam, ist bekannt. Damals ging es angeblich gegen die Schreckensherrschaft des russischen Zaren. Später um den „Lebensraum im Osten“.
Kriegstüchtigkeit ist Bereitschaft zum Töten
Kriegstüchtigkeit, dargestellt als erstrebenswerte Tugend, heißt im Klartext: Wille und Fähigkeit zur professionellen Tötung von Menschen, die man gar nicht kennt – auch Kinder und Jugendliche sollen mental darauf vorbereitet werden. In Talkshows heißt es, das Sterben für „die Freiheit“ könne nötig werden. Aber für wessen Freiheit? Für ein System, das mindestens zulässt, dass zigtausende Menschen auf der Flucht aus Kriegs- und Armutsregionen im Mittelmeer ertrinken? Zudem kommen die Sprüche von der Bereitschaft zum Sterben gerne aus Altersgruppen, die im Ernstfall nicht an die Front müssten – wie etwa der des Ex-Bundespräsidenten Joachim Gauck. Auch Rheinmetall-Vorstandschef Armin Papperger, der es von sich weist, ein Kriegsgewinnler zu sein, betont, seine Panzer würden die Freiheit verteidigen. Kriegstüchtigkeit soll die gesamte Bevölkerung erfassen, auch Pflegekräfte in Krankenhäusern, Arbeiter- und Kassierer*innen bei Lidl. Aber was bedeutet die ungeheure Aufrüstung für sie?
Die Ausstellung KRIEGSTÜCHTIG versucht mit teils übergroßen Flecktarn-Exponaten sowie 32 Bild/Text-Stelltafeln und Installationen (u. a. einem zu Heinz Rühmanns Lied „Wozu ist die Straße da?“ marschierenden Soldaten), aber auch echter Bundeswehr-Merchandise aufzuzeigen, wo dieses Land heute steht. Sie zeigt aber auch den Widerstand gegen die Militarisierung: Dokumentiert wird zum Beispiel die Weigerung dreier Trambahnfahrer, Waggons mit Bundeswehr-Werbung durch München zu kutschieren.
Ein Begleitprogramm bietet an weiteren Tagen Informations- und Diskussionsmöglichkeiten.
(Veranstaltertext)
Referate in der Ausstellung:
27. August 2025, 19 Uhr
Prof. Dr. Klaus Weber (Hochschule München): „Kampfsau für die Schicksalsgemeinschaft“*), Militarisierung in Deutschland
3. September 2025, 19 Uhr
Ingrid Greif, Krankenschwester (Gesamtbetriebsratsvorsitzende der städtischen Kliniken der LHM): Das Militär im Krankenhaus
Dr. Nadja Rakowitz, Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte (VdÄÄ): Zur Militarisierung des Gesundheitswesens.
Finissage
14. September 2025, 19 Uhr
Ausstellung im Foyer bis 14. September 2025
Öffnungzeiten: täglich von 9 bis 23 Uhr,
Eintritt frei
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Veranstaltungsort / Karte
FAT CAT
Adresse: Rosenheimer Str. 5,
81667 München