14:00 Uhr – 19:00 Uhr
Françoise Heitsch, Amalienstr. 19, 80333
München
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Aliki Palaska – Say It Softly
In der neuen Ausstellung von Aliki Palaska verweben sich florale Fragmente, historische Dokumente und koloniale Bildzitate zu poetischen, aber nicht unpolitischen Bildräumen. Die Künstlerin arbeitet mit großformatigen Leinwänden und alten, ausgebreiteten Landkarten, auf denen sie üppige, beinahe überwältigende Vegetationen entfaltet. Sie lädt die Betrachtenden ein in ein tropisches Universum, das gleichermaßen Verheißung und Fiktion, Natur und Konstruktion ist. Pflanzen, Tiere und menschliche Figuren verschmelzen zu einem dichten, rhythmisch bewegten Gewebe aus Farbe und Linie – ein vibrierendes Zusammenspiel von Chlorophyllgrün, Gelb, Türkis und Orange. Es gibt kein zentrales Motiv, keine lineare Erzählung. Vorder- und Hintergrund lösen sich auf, und zwischen den Pflanzen und Tieren öffnen sich kleine Szenenbilder, die wie Fenster in ferne Zeiten oder Geschichten wirken. Das Vegetative wird hier nicht naturalistisch, sondern emotional verstanden: Palaska inszeniert ein Spannungsfeld zwischen menschlicher Aneignung, kolonialer Unterwerfung und der Unbändigkeit der Natur.
In ihren Arbeiten greift Aliki Palaska auf Bildtraditionen zurück, die sowohl an die exotistischen Phantasien des 19. Jahrhunderts als auch an die tropischen Paradiese der europäischen Moderne erinnern. Doch wo Maler wie Gauguin oder Rousseau koloniale Vorstellungen von Unschuld und Ursprünglichkeit reproduzierten, dekonstruiert Palaska diese Mythen behutsam. Ihre „Dschungelbilder“ sind keine Fluchten in eine andere Welt, sondern poetische Reflexionen über unsere Wahrnehmung von Natur, Ferne und kultureller Projektion. So verbindet Palaska eine sinnliche Freude an Farbe und Form mit einer subtilen Auseinandersetzung mit eurozentrischen Blickregimen und kolonialen Machtverhältnissen.
In anderen Arbeiten kombiniert die Künstlerin fein gezeichnete florale Motive, die an die Zeichnungen aus botanischen Lehrbüchern erinnern, mit einzelnen militärisch anmutenden Figuren. Die Künstlerin nutzt die Ästhetik der botanischen Illustration, legt dabei aber auch ihre ideologischen Verstrickungen offen. Pflanzenkunde war im Zeitalter der europäischen Expansion keine neutrale Wissenschaft – sie diente der Aneignung, Klassifizierung und Kontrolle von Natur und Wissen. Botanische Zeichnungen wurden zu Werkzeugen imperialer Macht, indem sie fremde Territorien und deren Ressourcen katalogisierten. Zwischen Blüten, Archivspuren und angedeuteten Militärs scheint Aliki Palaska ein fragiles Gleichgewicht aus Schönheit und Kritik anzustreben.

Für weitere Werke greift sie auf historische Fotografien zurück, die koloniale Machtverhältnisse dokumentieren – Bilder, die ursprünglich als Zeugnisse imperialer Ordnung und rassistischer Hierarchien entstanden. Diese Abbildungen verfremdet sie durch zeichnerische und collagierte Eingriffe, durch Übermalungen, Übertreibungen und farbliche Akzentuierungen, wodurch sie ihre Bildsprache aufbricht. Die Bilder zeigen Personen, die koloniale Gewalt repräsentieren, zugleich aber in Palaskas Darstellungen – mit grünen Gesichtern, violetten Händen, glotzenden Augen – zu beinahe absurden Figuren werden. Die farblichen Übermalungen wirken wie Masken, das Groteske der Inszenierung von Macht deutlich. Die Werke in „say it softly“ bewegen sich zwischen sinnlicher Überfülle und kritischem Unbehagen und öffnen einen Raum, in dem sich Erinnerung und Imagination begegnen.
Ausstellung bis 19.12.
Bild 1: ALIKI PALASKA, Dream within dream 1, 2023, ink on Munich city map, 136 x 132 cm
Termine & Tickets
Veranstaltungsort / Karte
Françoise Heitsch
Adresse: Amalienstr. 19,
80333 München
