Samstag, 10.05.2025
19:30 Uhr Tickets
Münchner Volkstheater / Münchner Volkstheater – Bühne 1, Tumblingerstraße 29, 80337
München
Theater
Don Karlos
Regie Christian Stückl
Bühne und Kostüme Stefan Hageneier
Musik Tom Zimmer, Max Bloching
Beleuchtung Ingo Bracke
Dramaturgie Nicholas Zöckler
Regieassistenz Camilo Störmann
Bühnenbildassistenz Felix Lindner
Kostümassistenz Julie Fritsch, Fridolin Kloos
Besetzung
Philipp II., König von Spanien Pascal Fligg
Don Karlos, der Kronprinz Max Poerting
Marquis von Posa, ein Malteserritter Noah Tinwa
Elisabeth von Valois, Königin von Spanien Lena Brückner
Prinzessin von Eboli, Dame der Königin Ruth Bohsung
Herzog von Alba, Grande von Spanien Alexandros Koutsoulis
Graf von Lerma, Oberster der Leibwache Baran Sönmez
Domingo, Beichtvater des Königs Silas Breiding
Spanien im 16. Jahrhundert: König Philipp II. regiert mit harter Hand über ein Weltreich, das von Intrigen durchzogen und von der tödlichen Kontrolle der Inquisition geprägt ist. Niemandem ist zu trauen, sodass sich der Argwohn des Despoten auch gegen den eigenen Sohn Don Karlos richtet. Ganz zu Recht, denn die heimliche Liebe des Kronprinzen zu seiner Stiefmutter Elisabeth beginnt, die Grundfesten des Königreichs zu erschüttern. Das Begehren des Prinzen wird Teil eines Machtkampfes, der Privates und Politisches untrennbar miteinander verknüpft.
In diese Verstrickungen gerät Don Karlos‘ Jugendfreund Marquis von Posa, der aus den aufständischen niederländischen Provinzen an den Hof zurückkehrt. Im Gepäck führt er eine Vision von Freiheit und Toleranz mit, die sowohl Hoffnung als auch Verderben birgt. Zwischen den Mächtigen entsteht ein Netz aus Verrat, Idealismus und zerstörerischen Leidenschaften, das die Figuren an die Grenzen ihrer Überzeugungen und ihrer Menschlichkeit führt.
Schillers „Don Karlos“ ist mehr als ein Historiendrama: Es ist eine flammende Anklage gegen Unterdrückung und Despotismus und ein Plädoyer für die Ideale der Aufklärung, die bis heute nichts an Aktualität verloren haben. In einer Welt, die vom Streben nach Macht und der Sehnsucht nach Gerechtigkeit zerrissen ist, stellt das Stück weiterhin existenzielle Fragen: Was bedeutet Freiheit, und welchen Preis ist man bereit, für sie zu zahlen?
Die Besprechung unseres Kritikers Peter Eidenberger:
Unzufriedenheit mit gesellschaftlichen Umständen zu äußern: Das ging zu Friedrich Schillers Zeiten nur unter dem Deckmantel der Historie. Also wurden Systemkritik und der Kampf um humanitäre Ideale in einen alten Stoff gepackt, wie in Don Karlos (1787, zwei Jahre vor der Französischen Revolution uraufgeführt) am Beispiel eines Königs aus dem 16. Jahrhundert: Philipp II., absoluter Herrscher, wird konfrontiert mit politischem Aufbegehren, der Macht der Kirche und seinem Sohn, eben Karlos, dem er die Frau ausgespannt hat.
Nach Gründen, das Stück heute zu machen, muss man bei unserer Weltlage nicht lange suchen. Die Neuinszenierung von Christian Stückl am Volkstheater verzichtet aber auf augenfällige Bezüge ins Heute, die Ausstattung geht ins Futuristische. Hohe Stirne, hüftlan- ge Haarfäden, lange schwarze Mäntel – als hätten sich Zombies zu Star Wars verirrt, so sehen die aus, die in der dunklen Halle mit den schwarzen Ledersesseln unter einem angriffslustigen Riesenadler aufeinandertreffen. Die klug verdichtete Drei-Stunden-Fassung (mit Pause) bleibt hart an der Vorlage, mit kammerspielartigen Szenen geht’s durch das nicht immer lichte Chaos aus privaten Interessen und politischen Intrigen im Zentrum eines Machtapparates.
Effektvoller Einstieg mit „Something“, dem Beatles-Song: Der Karlos von Max Poerting leidet immer noch enorm seiner geklauten Liebe Elisabeth (Lena Brückner) hinterher, die verschmähte Eboli (Ruth Bohsung) hat bei ihm trotz linker Touren keine Chance. Posa, der alte Spezl und Idealist (Noah Tinwa), kommt mit neuen Ideen – das fixt den larmoyanten Karlos sogar ein bisschen an. Und Posas viel zitierte Forderung nach Gedankenfreiheit macht sogar den König kurz nachdenklich. Aber eben nur kurz. Dann ist Pascal Fliggs Philipp, ganz in Weiß, wieder unduldsam, machtbewusst und höchst empfänglich für Gerüchte – ein augenrollender Potentat, unterwegs Richtung Wahnsinn, befeuert von seinen Schergen und von der Kirche: Silas Breiding als Domingo, ein gefährlicher Glaubensvertreter, der auch weiß, wie Inquisition geht. Ein konzentrierter Abend, der Schillers Diktion und Pathos sehr genau sezieren will – und dabei etwas zu statisch gerät. Großer Applaus am Ende trotzdem.
Termine & Tickets
Veranstaltungsort / Karte
Münchner Volkstheater / Münchner Volkstheater – Bühne 1
Adresse: Tumblingerstraße 29,
80337 München