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Mit Herzblut

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Moses Wolff zur Zukunft der Lach- und Schießgesellschaft
Moses Wolff zur Zukunft der Lach- und Schießgesellschaft © Privat / Maximilian Dörrbecker (Chumwa) (CC-by-SA-2.5)

Ein Kommentar zur Zukunft der Lach- und Schießgesellschaft von Kabarettist und Autor Moses Wolff

Jeder kulturschaffende Mensch weiß, wie wertvoll ein gut funktionierendes Veranstaltungssystem ist. Umgekehrt kennen wir Künstlerinnen und Künstler auch das Gegenteil: wenn es einfach von vorn bis hinten hinkt und hakt, die Mikros nur mäßig funktionieren oder überhaupt keine Technik vorhanden ist. Dies einmal vorangestellt. 

Es gibt in Bayern einen Veranstalter, der seinen Job mehr als vorbildlich beherrscht, ein grandioses Team aufgebaut hat und seit Jahrzehnten die Münchner Szene bereichert. Sein Name ist Till Hofmann. Wer bei ihm auftritt, weiß, er bekommt das Rundum-Sorglos-Paket, auf die jeweilige Spielstätte angepasst. Die Vorbereitung jeder Show klappt reibungslos, die Medien werden rechtzeitig und umfassend informiert, Plakate und Flyer flächendeckend verteilt, die Künstlerbetreuung ist beispielhaft, es mangelt an nichts, für Speis, Trank, Künstlerwohnung, bzw. Hotelbuchung ist gesorgt und Bestuhlung, Einlass, Licht, Ton, Service funktionieren exemplarisch. Till Hofmann hat ein feines Gespür für alle Nuancen und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten genau in diesem Sinne: mit Geschick, Verstand und Herzblut. So geschieht dies seit vielen Jahren, unter anderem bis vor kurzem in der legendären Lach- und Schießgesellschaft, dem Mutterhaus der Satire, einer der wichtigsten Spielstätten für Kabarett im deutschsprachigen Raum. Wer die Räumlichkeiten betritt, atmet den magischen, guten alten Geist von Dieter Hildebrandt, Sammy Drechsel und Rainer Basedow. 

Freilich, das Theater bietet nur 130 Sitzplätze, deshalb war das Betreiben finanziell nicht immer einfach. Vor anderthalb Jahren hat Hofmann, samt seinen Leuten, die Spielstätte nach Differenzen mit Bruno Jonas zähneknirschend verlassen. Die neuen Gesellschafter waren Bruno Jonas, Laila Nöth und Stefan Hanitzsch, der Geschäftsführer wurde und die Zeit der spielfreien Pandemie vorbildlich nutzte, die Stätte mit einem hochmodernen Tonstudio auszustatten. Doch Jonas war stets ungeduldig und unzufrieden mit den Bilanzen, obwohl ja der Spielbetrieb noch gar nicht wieder aufgenommen worden war. So trennte sich Jonas von Hanitzsch, obwohl eigentlich alle in den Startlöchern standen. Das aktuelle Ensemble hatte ein grandioses Programm parat, aber Jonas stellte sich stur und sah regungslos und scheinbar ohne großes Interesse dabei zu, wie der Laden an die Wand fuhr. Konsequenz: Insolvenz.

Das ist nicht nur traurig, sondern wirklich erbärmlich. Es wäre ein leichtes gewesen, Unterstützung zu bekommen, wenn es entsprechend kommuniziert worden wäre. Aber Jonas ist nun mal Kabarettist und kein Veranstalter, noch dazu über die Maßen eitel. Nun stellt er sich als Opfer hin, bedauert die Entwicklungen, jammert öffentlich herum und versucht, Hanitzsch und Hofmann verantwortlich zu machen. Das ist peinlich. Hoffen wir, dass sich die Wogen bald glätten und die Lach- und Schießgesellschaft wieder so betrieben wird, wie es vor der Übernahme geschehen ist: mit Herzblut. Vielleicht ja wieder von Till Hofmann. Das wäre mehr als wünschenswert.   

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