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Neue Heimspiele von Schandmaul, Maxi Pongratz, Doc Schott und Ark Noir

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Von: Andreas Platz

Neue Heimspiel von Schandmaul, Maxi Pongratz, Doc Schott und Ark Noir
Neue Heimspiel von Schandmaul, Maxi Pongratz, Doc Schott und Ark Noir © Labels

Doc Schott präsentiert sein neues Album live am Freitag in der Glockenbachwerkstatt und Schandmaul holen mal wieder den „Knüppel aus dem Sack“

Schandmaul - Knüppel aus dem Sack

Ja, holt ihn nur endlich raus, den Knüppel. Und haut’s drauf, kann ja derzeit fast keinen Falschen treffen, da draußen in der Welt. Aber im Ernst, die Münchner Metal-Folk-Institution Schandmaul rund um ihren Sänger Thomas Lindner, präsentiert sich hier in absoluter Topform als Liedermacher, Geschichtenerzähler und Unterhaltungskünstler in Personalunion. Mächtig Druck baut schon das Metal-Riff zum titelgebenden Opener auf. Nahtlos schließt sich „Königsgarde” an, das mit seinem atmosphärischem Mid-Tempo-Treiben ein wahrlich hymnisch-fulminantes Folkrock-Feuerwerk abfackelt. Es folgen weiterer Songs, wie das eindringlichen “Niamh” oder das beschwingt-kecke „Das Gerücht” die in all ihrer Lässigkeit immer aber mit enormer Verve die Hit-Tauglichkeit des neuen Albums unterstreichen. Auf „Knüppel aus dem Sack“ trifft die unbekümmerte Spielkunst früher Tage auf die hämmernde Metal-Moderne, gut möglich also, dass es sich hier das reifste und nachhaltig beeindruckendste Werk in der 25-jährigen Bandgesichte handelt.

Maxi Pongratz - Meine Ängste

Für die 25-30 Gäste war es ein unvergesslicher, stimmungsvoller, zudem angenehm lauer Sommerabend, als wir Maxi Pongratz vor ein paar Jahren im Rahmen unserer beliebten „Private Gigs“-Reihe im Hinterhof der „Karotte“ zu Gast hatten. Ein Abend voller grotesker Geschichten und sympathisch minimaler Couplets, liebevoll erzählt und emotional auf dem Akkordeon dargeboten vom bekennenden Stotterer Maxi Pongratz. So weit also alles beim Alten, denn auch auf seiner neuesten Platte stromert der Kofelgschroa-Mastermind auch im Jahr 2022 wieder durch die Untiefen (seiner) menschlichen Existenz und all dem Unbill dem er dabei auf dera buckligen Welt so begegnet. „Meine Ängste“ muss man als die logische Weiterführung der altehrwürdigen Volksgesangskunst eines Karl Valentin, einer Bally Prell und eines August Junker sehen und hören.

Ark Noir - See You On The Other Side

Bedrohlich geht das los, passend zur momentanen Weltlage. Wabernde Synthieflächen, düster, fiebrig, mysteriös. Ein Schlagzeug knüppelt sich polyrhythmisch dazu und verstärkt das sich breitmachende Unwohlsein. Nicht’s, woran man sich festhalten kann, nichts was dem Song oder der psychischen Verfassung des Hörenden Halt geben könnte. Ark Noir haben es drauf, einem den Tag zu vermiesen. Dies allerdings auf allerhöchstem Postrock-Jazz-Niveau versteht sich. Und so lässt man sich gerne ein auf diesen mitreißenden Sound-Trip durch die „Apokalypse“ (NDR Info). Atmosphärisch dichter Space-Jazz-Rock aus dem tiefsten Münchner Underground, wie man ihn eher aus New York, Reykjavik oder London hätte erwarten dürfen. Fucking brillant!

Doc Schott - Songs From The Black Night

Doc Schott, hat was zu erzählen, vom Leben und vom Rock’n’Roll als solches. Eng ist er mit Go-Betweens Robert Forster befreundet, zudem war Schott - zusammen mit dem Sänger und heutigen Grünen-Bundestagsabgeordneten Erhard Grundl - Mitglied der legendären Baby You Know. Weitere Referenzen: Gitarrist bei Chief Joseph, Kooperationen mit The Notwist, Urge Overkill sowie Townes Van Zandt und Kim Fowley. Nun also, ein Soloalbum (mit Verstärkung) und einem handgemachten Folk- und Rock-Sound, wie man ihn aus den späten 60ern bis Ende der 70er kennt. Schott bekennt sich ohne wenn und aber zur Oldschool und ist dabei hörbar von Legenden des Genres (Johnny Cash, Bob Dylan, David Bowie, Leonard Cohen, Stones, Byrd) beeinflusst. Ein wirklich hörenswertes Song-Sammelsurium: nostalgisch, retrospektiv und dementsprechend musikalisch besonders wertvoll!

Autor: Gerald Huber

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