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Neue Alben von ZZ Top, She & Him, Nina Nastasia und Dawes

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Von: Andreas Platz

Neue Alben von ZZ Top, She & Him, Nina Nastasia und Dawes
Neue Alben von ZZ Top, She & Him, Nina Nastasia und Dawes © Labels

ZZ Top gedenken Dusty Hill, She & Him huldigen Ober-Beach Boy Brian Wilson, Dawes zwischen Eagles und Steely Dan und Nina Nastasia minimalistisch

She & Him - Melt Away: A Tribute To Brian Wilson

Mal ganz abgesehen davon, dass Zooey Deschanel und M. Ward für sich schon kleine Genies sind. Wenn sie sich dann die Kompositionen des größten aller Beach Boys, Brian Wilson, zur Brust nehmen, ist wirklich etwas ganz besonders Geniales zu erwarten. Dazu Sängerin Deschanel, ihres Zeichens freilich auch herausragende Schauspielerin an der Seite von Sarah Jessica Parker, Jennifer Anniston, Brad Pitt, Jim Carrey u.v.a. sowie in der Erfolgsserie „Bones - Die Knochenjägerin“: „Im Frühjahr 2020 haben wir eine Liste mit unseren Lieblingssongs von Brian erstellt – eine sehr lange Liste. Wir haben die Songs ohne Rücksicht auf ihre Chart-Performance ausgewählt. Die obskuren treffen uns genauso hart wie die populäreren Songs – und alle sind reif für eine Neuinterpretation, eine Neugestaltung, eine Neuerfindung. Brian schreibt Lieder über Schönheit, Einsamkeit und Verletzlichkeit besser als jeder andere – und indem er sie neben populären Liedern über Zuversicht, Liebe und Spaß aneinanderreiht, entsteht ein vollständigeres Bild des Lebens auf der Erde.“ Wo sie recht hat… Und, der Geschmeichelte höchstselbst reagierte prompt: „Zooey und Matt haben solch umwerfende Versionen unserer Songs gemacht. 

Die Harmonien sind wunderschön und genau richtig. Ich liebe diese Platte!“ So werde ich als „Kritiker“ den Teufel tun und etwas anderes behaupten, zumal ja alle Beteiligten recht haben. Also, vertrauen sie ihnen, denn, die wissen von was sie reden, und kaufen sie: „Melt Away: A Tribute To Brian Wilson“ von She & Him.

ZZ Top - RAW

Zuletzt ist ja Kate Bush durch die Netflix-Decke gegangen. ZZ Top streben jetzt wohl ähnliches an und zwar mit „RAW“, dem Originalsoundtrack zur Netflix-Dokumentation „That Little Ol’ Band From Texas“. Dabei handelt es sich um 12 Neuaufnahmen alter bandeigener Blues-Klassiker wie „Brown Sugar“, „La Grange“, „Tush“ u.a., die allesamt in der Gruene Hall in New Braunfels, Texas, quasi live an einem einzigen Tag aufgenommen wurden. Kratzig und knarzig klingt das, rauschig und rauchig, direkt, schörkellos, mithin also auch hier: genialisch! Nee, eine Nummer kleiner hab ich’s grad nicht, und würde dem auch nicht gerecht. Es ist ein ganz besonderes Bluesrock-Fest und zugleich eine wunderschöne Hommage an den letztes Jahr verstorbenen legendären Bassisten Dusty Hill, der sich die Veröffentlichung, nur wenige Tage vor seinem ersten Todestag, ganz bestimmt vom Himmel droben anhören wird. Und er wird zufrieden sein, wie das klingt, wie’s groovt, wie es einem durch Herz, Magen, Darm, in die Lenden, Beine und sonst noch wohin fährt… auch der Bass im Übrigen, den ja jetzt ein gewisser Elwood Francis spielt, der neben seiner bemerkenswerten Gesichtsbehaarung, ganz im Stile von Hill, auch ein paar knackige Bassriffs in petto hat.

Short-Cuts:

Dawes - Misadventures Of Doomscroller

Wenn sich jemand wie Jonathan Wilson (Father John Misty, Angel Olsen) als Produzent anbietet, dann kann das ja von Haus aus gar kein so ein Mist sein. Und: Isses freilich auch nicht. Wilson stellt die Dawes auf eine neue, abenteuerliche Spur, die einen gewissen ehrgeizigeren und experimentelleren Ansatz vermuten lässt. Dabei aber bleiben sich Frontmann Taylor Goldsmith und seine kalifornische Westcoast-Indiefolk-Institution durchaus treu, auch wenn es zuweilen pathetisch wird, was dann an die Eagles erinnert, wahlweise auch ganz schön jazzzig ist, was dann wiederum an Steely Dan erinnert. Mag ich, nicht alles, aber irgendwie dann doch…

Nina Nastasia - Riderless Horse

Haha, sehr gut, da wird erst mal die Pulle entkorkt und das womöglich alkoholische Getränk ins Glas eingeschenkt, bis die akustische Gitarre anfängt. Und, eine Stimme erklingt, die nämlich von Nina Nastasia. Eine schöne Stimme, gar nicht so whisky-getönt, wie man vermuten möchte, eher klar, fast fröhlich. Doch weit gefehlt, denn hier behandelt Nastasia den Tod des geliebten Kreativpartners Kennan Gudjonsson, der sich 2020 das Leben genommen hat. Aber das reiterlose Pferd, als das sich Nastasia womöglich fühlt, kündet auch von Mut und Selbstermächtigung und davon wie sie von nun an ihre Frau alleine steht. Aufgenommen hat dieses wirklich nachhaltig beeindruckende, minimale Singer/Songwriter-Manifest kein geringerer als Steve Albini, und der lag schließlich noch falsch. Übrigens feiert Albini heute seinen 60. Geburtstag, in diesem Sinne: Happy Birthday!

Autor: Gerald Huber

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