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Neue Alben von G. Love & Special Sauce, Porcupine Tree, Eric Clapton, u.a.

Erstellt:

Von: Andreas Platz

Neue Alben von Porcupine Tree, G. Love & Special Sauce, Eric Clapton, Efterklang und Joanne Shaw Taylor
Neue Alben von Porcupine Tree, G. Love & Special Sauce, Eric Clapton, Efterklang und Joanne Shaw Taylor © Label

Zwei tolle Livealben von Blues-Göttin Joanne Shaw Taylor und Blues-Gott Eric Clapton, Porcupine Tree gehabt vertrackt und entspannte Jam-Tunes von G. Love 

G. Love & Special Sauce - Philadelphia Mississippi

„Yeah, It’s That Easy“ aus dem Jahre 1997 ist mir nach wie vor in guter Erinnerung. Songs wie „Slepping Stones“, „Lay Down The Law“ oder „You Shall See“ höre ich heute noch gern, wenngleich selten. Aber: Sehr lässig, was Bandleader Garrett Dutton aka G. Love und seine Begleiter damals auf ihrem dritten Album angeboten haben. Und das, nachdem sie sich zwei Jahre zuvor auf Tour der Kohle wegen kräftig in die Wolle kriegten und es zur zwischenzeitlichen Trennung kam. Olle Kamellen, 2022 nun klingen sie so frisch und unangepasst wie eigentlich schon immer, seit ihrer Gründung 1992. Ihr 30-jähriges Jubiläum nun steht voll und ganz im Zeichen dessen, was G. Love & Special Sauce immer über den Durchschnitt hob: Ein ultra grooviger, mal auch sperriger, kratziger, unbequemer, dennoch aber immer auch sehr cleverer und noch smarterer Mix aus Blues und Funk und HipHop und Soul. Das klingt nach verlotterten Straßenzügen und nach sozialen Unruhen, nach Hillbilly-Roots und Country-Trash, nach prekären Verhältnissen und gesellschaftlicher Spaltung, nach Autowerkstatt und öligem Haar, mithin also nach haufenweise Problemen, dennoch aber - oder gerade deswegen - auch nach jeder Menge Lust auf und am Leben. Die hier vorliegenden 13 Songs atmen den Geist von schlampigem Genie, desillusionierter Südstaaten-Lethargie und kontrolliertem Wahnsinn, und wirken dabei oft auch improvisiert. Man muss sich das alles in allem eher entspannt vorstellen, wenn dann bei den Aufnahme-Sessions Leute wie Alvin Youngblood Hart, Cam Kimbrough, Christone „Kingfish“ Ingram, Jontavious Willis, R.L. Boyce und Trenton Ayers, die allesamt dem gehobenen Blues-Segment zuzuordnen sind, aber auch Rap-Ikonen wie Schoolly D, Freddie Foxx und Speech (Arrested Development) u.a. einfach mal so im Studio vorbeischauen, jammen, recorden und wieder abziehen. Vermutlich mit einem Lächeln im Herzen…

Porcupine Tree - Closure/Continuation

Apropos: Grooven. Können die hier auch, nur ganz anders: Alles wirkt hier ausgemacht, bis ins kleinste Detail überlegt, peinlich genau durchdacht und ausarrangiert. An jeder noch so kleinen 16tel-Hi-Hat wurde getüftelt und gefeilt, wurden stundenlang Für und Wieder gegeneinander abgewogen. Willkommen in der Welt des Art- und ProgRock von Porcupine Tree. Als alten Rush-Fan ist mir das natürlich schon vertraut, auch Primus gehört ja meine Gunst, die ja derzeit mit einer Rush-Hommage durch die Welt tingeln. Nun, Porcupine Tree haben darüber hinaus auch ein Herz für Yes und selbst Einflüsse aus Modern-Metal, Hardcore und Electro sind ihnen nicht gänzlich unbekannt. Der Opener „Harridan“ kündet davon und von Schlagzeuger Gavin Harrisons Sympathien für den unvergessenen Rush-Trommel-Professor Neil Peart etwa… Das Trio um den singenden sowie Gitarre, Bass und Keyboard spielenden Tausendsassa Steven Wilson scheut aber auch die gefühlvollen, ja, fast zärtlich-(vor-)getragenen Pop-Momente wie bei „Of The New Day“ nicht. Und auch Psychedelia spielt seit Gründung der Band Anfang der Neunziger eine gehörige Rolle, womit wir beim mysteriös-paranoiden „Rats Return“ wären. „Walk The Plank“ wiederum geizt nicht mit verspielt wirkenden, elektronischen Sperenzchen während das traumwandlerische Monumentalepos „Dignity“ ebenso träumerisch wie fantasievoll in eine völlig andere Welt entführt.

Short Cuts:

Eric Clapton - Nothing But The Blues

Zusammen mit der neu gemischten „4k-Upgrade“-Wiederveröffentlichung von Eric `Slowhand´ Claptons „Nothing But The Blues“-Doku erscheint eine bisher unveröffentlichte Live-Performance, aufgenommen an zwei Abenden im Jahr 1994 in San Francisco, während der Tour zu Claptons Grammy-dekotierten Blues-Album „From The Cradle“. Produziert wurde die Doku von niemandem geringerem als Martin Scorsese, der auch gleich ein ausführliches Interview mit dem designierten Bluesgott führt, über seine Liebe zum Blues und den großen Einfluss, den Protagonisten wie Muddy Waters und B.B. King auf sein Schaffen hatten. Viele dieser Künstler – u.a. Robert Johnson, Howlin‘ Wolf, Buddy Guy, T-Bone Walker – sind in Form von Archiv-Auftritten und Interviews Teil des Films. Der Konzertmitschnitt rundet das Ganze in 2022 hörenswert ab. Bluesherz was willst du mehr?!

Joanne Shaw Taylor - Blues From The Heart Live

Und noch eine, dies sich zeitlebens dem Blues verschrieben hat: Joanne Shaw Taylor. Die Gitarristin und Sängerin braucht keine Vergleiche zu scheuen, weder mit Eric Clapton noch mit Leuten wie Joe Bonamassa, Kenny Wayne Shepherd oder Mike Farris, die allesamt als Gäste dabei waren, als in Franklin, Tennessee, diese Show aufgezeichnet wurde. Begleitet wurde Taylor an diesem Abend von einer bestens beleumundeten Band bestehend aus: Gitarrist Rob McNelley (Buddy Guy u.a.), Bassist Steve Mackey (Florence + The Machine, M.I.A., Arcade Fire u.a. ), Keyboarder Jimmy Wallace (Joe Walsh, The Wallflowers, Gavin DeGraw, John Oates u.a.) und Drummer Nick Buda (Dolly Parton, Taylor Swift, Jewel u.a.). Allererste Blues-Sahne!

Efterklang - Plexiglas

… so Sänger Casper Clausen ist ein „…mid-summer bouquet of various kinds - new and older song seeds we‘ve nurtured and bred in cohesion with each other, with help from so many dear and talented friends.“ Und genauso klingt’s dann auch, pünktlich zum Sommeranfang: wohlig wärmenden, versöhnlich, entspannt, nachdenklich, dennoch aber überwiegend freundlich, irgendwie… Seit gut und gerne 20 Jahren haben es sich die drei Dänen zur Aufgabe gemacht, die Grenzen des experimentellen, elektronischen und emotionalen Kammerpop auszuloten. Und auch diese fünf Songs umfassende EP ist ein weiteres, sehr hörenswertes Mosaiksteinchen in ihrem Oeuvre, das sich prima zum Sundowner an der Strandbar hören lässt.

Autor: Gerald Huber

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