Mehrwegalternativen: Plastik war gestern

Ab 1. Januar ist die Gastronomie verpflichtet, für To Go Mehrwegalternativen anzubieten – Relevo und Recup/Rebowl aus München sind mit dabei
Die Mehrwegpflicht ist ein von der Bundesregierung ab dem 1. Januar 2023 erlassenes Gesetz. Es verpflichtet die Gastronomie, je nach Größe und Mitarbeiterzahl des Betriebes, eine zusätzliche Mehrweglösung für Speisen und Getränke anzubieten, die nicht mehr kosten darf als die Einwegalternative. Ist das die Lösung? Zumindest ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Bereits seit Juli 2022 gilt zwar EU weit ein Plastikverbot für Einweggeschirr und –besteck, trotzdem wird vielerorts auch in München immer noch Take Away-Essen in Styropor, Plastik und Alufolie verpackt. Gastronomen berufen sich darauf, Vorräte an Verpackung aufzubrauchen – bei so manchem könnten diese aber bis zum Nimmerleinstag reichen, so scheint es.
Restaurants, Bistros, Cafés und Lieferdienste, die Take-Away-Essen oder To Go Getränke verkaufen, sind nun verpflichtet, ihre Produkte auch in Mehrwegverpackungen anzubieten. Von der Pflicht ausgenommen sind kleinere Läden (Imbisse, Spätkauf-Läden und Kioske), in denen insgesamt fünf Beschäftigte oder weniger arbeiten und die eine Ladenfläche mit weniger als 80 Quadratmetern haben (warum?). Aber auch diese Betriebe müssen es ihren Kundinnen und Kunden ermöglichen, eigene mitgebrachte Mehrwegbehältnisse befüllen zu lassen. Und hier kommen die Münchner Start Ups Relevo und Recup/Rebowl ins Spiel – bereits seit Jahren gehören sie in München zu den beliebtesten Mehrwegalternativen für To Go-Geschirr.
Das Münchner Unternehmen Recup/Rebowl von den Geschäftsführern Fabian Eckert, Christian Kraus und Florian Pachaly setzt sowohl bei seinen Schüsseln (5 Euro) als auch Bechern (1 Euro) auf Pfand, das Kundinnen und Kunden nach Rückgabe (etwa bei teilnehmenden Partnern oder Automaten) zurückbekommen. Für teilnehmende Betriebe fällt eine monatliche Benutzungsgebühr an, Pfand läuft als durchlaufender Posten. In München gibt es über 600 Ausgabe– und somit auch Rücknahmestellen. Recup/Rebowl arbeitet in München außerdem mit den Lieferservices Wolt, Lieferando und Uber Eats zusammen.
Das 2020 von den Freunden Gregor Kolb, Aaron Sperl und Matthias Potthast gegründete Mehrwegsystem Relevo nutzt eine digitale Lösung. Kundinnen und Kunden scannen zum Ausleihen mit Hilfe der kostenlosen App den QR Code auf dem Geschirr ab. Für Benutzer entstehen dabei keine Kosten – nur wenn innerhalb von 14 Tagen keine Rückgabe erfolgt, werden 10 Euro pro Schüssel und 5 Euro pro Becher berechnet. Die Rückgabequote beträgt 99,5 Prozent. Für teilnehmende Betriebe fällt ein Nutzungsentgelt pro Gefäßnutzung an, hierbei entstehen keine fixen monatlichen Kosten. In München gibt es über 300 Ausgabe- und somit auch Rücknahmestellen. Relevo arbeitet ebenfalls mit den Lieferservices Wolt und Uber Eats zusammen. Weitere Player auf dem boomenden Markt sind u.a. das Schweizer Unternehmen kooky, die deutschland- und europaweit operierende Mehrwegplattform Vytal aus Köln oder FairCup aus Göttingen.
Apropos: Halten sich Gastronominnen und Gastronomen nicht an das Verpackungsgesetz, stellt dies einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz dar, denn Einwegverpackungen werden häufig günstiger angeboten und es entstehen weniger Kosten und Aufwände, da keine zusätzliche Mehrwegoption eingeführt werden muss. Um einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen, wird deswegen klar auf die Einhaltung des Mehrweggesetzes geachtet und Verstöße sowohl verwaltungs- als auch zivilrechtlich verfolgt und mit Bußgeldern in Höhe von bis zu 100 000 Euro bestraft. Dann könnte es bis zum Nimmerleinstag ziemlich teuer werden.
Infos auch für die Gastronomie unter www.mehrwegberatung-muenchen.de