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Ist größer gleich besser? - Ein Blick auf die Mega-Events des Sommers

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Leider nur auf Leinwand zu sehen: Helene Fischer beim Konzert in Riem
Leider nur auf Leinwand zu sehen: Helene Fischer beim Konzert in Riem © Leutgeb Entertainment

Freude bei den European Championships, Missmut nach Helene Fischer, Diskussionen um Rammstein - Ein Resümee zu den Großevents dieses Sommers.

Da war was los im Münchner August. Während wir in den mal mehr, mal weniger ausgeprägten Genuss diverser Groß-Events (Von Helene Fischer zu den European Championships) kamen, diskutierten wir parallel, ob denn Rammstein am Silvesterabend über die Theresienwiese herfallen dürfe. Diesen Antrag zog der Veranstalter Leutgeb Entertainment schließlich doch zurück: Das KVR als Prüfstelle hätte bei der Ausarbeitung des vorgelegten, scheinbar nicht durchdachten Sicherheitskonzepts mitwirken sollen. Logisch, dass das so nicht laufen kann, auch wenn die offizielle Begründung eine andere ist. Viele Fans waren traurig, gaben die Schuld Instanzen der Stadt, die nichts mit der Entscheidung zu tun hatten, andere freuten sich auch ein bisschen. In Zeiten des Ukraine-Kriegs, der Gasknappheit und vieler anderer Unsicherheiten, müsse man nicht zu rollenden R’s und Schockrock den Energiebedarf einer deutschen Kleinstadt in den Münchner Nachthimmel jagen. Fair point.

Aber sind diese Hyper-Mega-Giga-Events wirklich erquicklich? Es gibt Events mit vielen Bühnen und Acts, die können nur groß aufgezogen werden. Bestes Beispiel: Die European Championships und das dazugehörige Musikfestival The Roofs. Kaum ging man in den Olympiapark wurde man vom internationalen Sportsgeist und dem Miteinander erfüllt. Überall schienen spannende Dinge zu geschehen und gut gelaunte Menschen strömten aus allen Richtungen. Dieses Gefühl wird ab einer gewissen Größenordnung erst richtig intensiv. Wir können in Vorfreude harren, ob dieser Funke auch beim Superbloom (3./4.9.; Olympiapark) überspringen wird.

Widmet sich die Groß-Veranstaltung aber nur einem Ereignis, zum Beispiel einem Schlagerkonzert, schlagen Miteinander und Freudentaumel schnell in ein Gefühl der Massenabfertigung um. Man bedenke auch: Die drei Konzerte von Leutgeb Entertainment an der Messestadt waren keine exklusiven Bookings. Alle Acts, von Helene über Robbie Williams bis Rammstein haben so oder so München auf ihrem Tourneeplan, nur auf „kleineren“ Bühnen wie dem Olympiastadion, wo sie dann oft mehrmals hintereinander spielen. Das Einzige was an diesen Abenden fehlt, ist der Superlativ. Man war auf einem schönen und gut organisierten Konzert, aber nicht auf dem größten, das der Künstler je gespielt hat. Leider musste man den Superlativ bei den Konzerten in Riem eher so ausformulieren: „So schlecht wie man sie heute sieht, hat man die Helene noch auf keinem Konzert sehen können!“ Und das bei Tickets von bis zu 650 Euro pro Stück. Es gibt Bands und Künstler*innen, die funktionieren gut auf großer Bühne, aber die maximale Zuschauerzahl bei der noch Stimmung aufkommen und alles gut organisiert werden kann, ist gedeckelt. Ed Sheeran scheint das verstanden zu haben und spielt vom 10. - 12.9. gleich dreimal im Olympiastadion und nicht einmal auf größerer Fläche.

Wenn in München nicht andauernd Großkonzerte stattfinden, ist das also nicht wieder „typisch Millionendorf“ oder die Schuld der ungeliebten „Partei XY im Stadtrat“. Manchmal sind Veranstalter einfach nicht fähig notwendige Auflagen zu erfüllen oder einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Andere wissen, dass größer nicht gleich besser ist und buchen angemessen große Örtlichkeiten. Sicher ist: Das Kulturangebot in München bleibt ohne „Mega-Konzerte“ genau so vielfältig, wie mit ihnen.

Franz Furtner

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