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Flower Power Festival-Organisatorin Anna Kleeblatt: „Wir wollen München aufblühen lassen“

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Strahlt mit Blüten um die Wette: Anna Kleeblatt
Strahlt mit Blüten um die Wette: Anna Kleeblatt © Robert Haas

Am 3. Februar startet das Flower Power Festival. Organisatorin Anna Kleeblatt steckt mit ihrer Begeisterung an. Raus gehen, Entdeckungen machen! 

Frau Kleeblatt, wenn spätestens mit dem Frühlingsaufbruch alles sprießt und blüht, ist das zwar ein bekanntes Wunder. Aber doch immer wieder ein Fest. Wie viel Energie gibt es Ihnen, sich auf die Blütezeit zu freuen?
In Zeiten, in denen alles so ungewiss wirkt, ist es doch total schön, dass man weiß: Das Frühjahr kommt! Es wird wieder bunt. Das ist doch fürs Herz, für die Seele, fürs Gemüt ganz wunderbar. Und wenn das Frühjahr so bunt daherkommt, wie wir das beim Flower Power Festival ausgemalt haben, dann freut mich das persönlich noch mal mehr.

Sie sind ja selbst in Veranstalterkreisen bestens vernetzt. Wenn man Zyniker wäre, könnte man sagen: Schönes Wetter ist doch eigentlich der Feind der Veranstaltungen, weil es dann alle ins Freie zieht. Haben Sie und Ihre Kollegen deswegen schon früh im Jahr mit dem Festival angefangen – in der leider noch kalten und grauen Zeit?
Wir feiern die Natur in der Stadt. Die Natur erleben wir ja ganz besonders in den vier unterschiedlichen Jahreszeiten. Deshalb starten wir im Winter und enden Anfang Oktober, wenn der Herbst schon sichtbar ist. Es geht darum, über die vier Jahreszeiten die Natur im Wandel zu spüren.

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Wenn Sie uns mal hinter die Kulissen blicken lassen: Wie fängt man bei einem Großprojekt von diesen Ausmaßen eigentlich an, was war sozusagen das Samenkorn für das Flower Power Festival?
Dieses Mal war es etwas leichter, so etwas gemeinsam zu stemmen. Weil wir uns am Faust-Festival von 2018 orientieren konnten.

Bei dem Sie auch schon die Strippen zogen.
Im Team mit tollen Kollegen. Damals war der Ausgangspunkt, dass die Kunsthalle angekündigt hatte, sie mache etwas zum Thema Faust. Roger Diederen, der Direktor der Kunsthalle, lud damals 100 andere Kunst- und Kulturveranstalter zu einem Frühstück ein. Dort stand die Frage im Raum: Wer hat Lust, beim Faust-Projekt mitzumachen? Schnell fanden sich Partner, die sich so etwas vorstellen konnten. Max Wagner war damals designierter Gasteig-Chef. Er fand die Idee super, wollte mitmachen und erklärte den Gasteig zum Festivalzentrum. Diederen und Wagner wandten sich dann an mich, um die Ideen weiter voranzutreiben. Gemeinsam entwickelten wir das partizipative Konzept, das auch heute wieder das Festival trägt.

Was muss man sich darunter vorstellen?
Es geht darum, dass wirklich jeder, der etwas zum Thema zu sagen hat – egal wie groß der Veranstalter ist, ob er staatlich, städtisch oder privat ist -, bei uns mitmachen kann. Für diese Konzepte wurden wir auch mit einem europäischen Kulturpreis ausgezeichnet. Beim Faust-Festival waren wir am Schluss mehr als 250 Programmpartner, die mehr als 750 Veranstaltungen auf die Beine stellten.

Ein überraschender, riesiger Erfolg.
Schon bald kamen immer mehr Leute auf uns zu und fragten voller Begeisterung: Und, was ist das nächste Thema? Letztlich war es vor mittlerweile bereits anderthalb Jahren wieder die Kunsthalle, die sagte: Wir planen etwas zum Thema Blume. Zunächst klang das für mich noch etwas zu kurz gefasst. Also entschieden wir uns für die Blüte, in der ja auch das Thema Aufblühen und die Schönheit drinstecken. Und es ist die Blüte, die mit der späteren Frucht auch all unserer Nahrung vorausgeht. Natürlich führte uns das rasch immer zum Gedanken der Nachhaltigkeit und zu den Gefährdungen durch den Klimawandel. Schnell gab’s keinen Zweifel mehr: Das ist doch ein wunderschönes, rundes Thema, um die Natur in der Stadt zu feiern – und in eine nächste Festivalrunde einzusteigen.

Und bei der mischt jetzt wieder eine große Vielfalt an Veranstaltern mit. Wie fühlt sich das an, wenn Sie sich die Latte durch den Faust-Erfolg doch ganz schön hochgelegt haben?
Natürlich setzen wir uns selbst ein wenig unter Druck. Die Erfahrungen, die wir gemacht haben, helfen uns jetzt sehr. Gleichzeitig sind sie uns Ansporn, das eine oder andere vielleicht noch besser zu machen. Zum Beispiel haben wir unsere Themen online ganz frisch aufgesetzt – mit tollen neuen Funktionalitäten auf der Festival-Website.

Wie denn genau?
Man kann sich etwa sein individuell ausgewähltes Festivalprogramm zusammenstellen und dabei mit Tags arbeiten, mit denen man die Veranstaltungen nach der Frage auswählen kann: Wie fühle ich mich danach? In welche Stimmungen wird mich das Erlebnis vermutlich versetzen? Wir wollen das Angebot noch zugänglich machen für unsere Besucherinnen und Besucher, aber auch für die Programmpartner.

Gleichzeitig ist ja auch viel Neues dazugekommen, was man vielleicht so auf den ersten Blick gar nicht als Kunst oder Kulturleben ansieht: Wie kam denn der Kontakt zum Beispiel zum Botanischen Garten und dem Biotopia Lab zustande?
Für mich stand von Anfang an fest: Für unser Thema brauchten wir „Grün-Partner“. Da sind wir sofort auf den Botanischen Garten und Biotopia gekommen. Bei beiden lagen nicht nur sehr viele Angebote zum Thema Blüte schon vor, sondern natürlich auch große Kompetenz und enormes Fachwissen, was man bei so einem Thema braucht. Mich beeindruckt immer wieder, was allein ich schon in den vergangenen eineinhalb Jahren alles neu gelernt habe.

Was denn?
Etwa darüber, wie behutsam man mit den sogenannten „Bestäubern“ umgehen muss und wie man sie schützt – also mit Bienen und Schmetterlingen, ohne die unser Überleben stark in Gefahr wäre. Ich hab mir selbst erst vor einigen Tagen von einem Imker erklären lassen, wie viele unterschiedliche Bienen-Arten mitten in der Stadt unterwegs sind – sogar rund um den Stachus. Viele „Grün“-Gedanken inspirierten mich weiter – etwa auch dazu, dass wir uns frühzeitig entschieden hatten, unsere Programminformationen rein digital anzubieten. Wir freuen uns sehr, dass es dieses Mal vier Initiatoren für das Festival gibt, die besonders viel Knowhow und Seriosität miteinbringen.

Wenn dort dann auch mal Konzerte, Tanz, Lesungen oder Ähnliches stattfinden, kann es ja tatsächlich zur gegenseitigen Befruchtung und Bestäubung kommen. Mussten Sie die Botanik-Kollegen lange überreden, auch mal auf den Einfall zu Kontakten mit Museen oder Bühnen zu kommen?
Ganz im Gegenteil. Unsere beiden neuen Hauptpartner waren schnell begeistert. Der Botanische Garten ist ja sowieso offen für die Öffentlichkeit. Dort steuern die Kollegen jetzt im Rahmen des Festivals knapp 50 Veranstaltungen bei – unter anderem mit diversen Ausstellungen und einem irre breiten Angebot an Spezialthemen. Das Team dort freut sich, dass es sich ein bisschen stärker mit der Stadt vernetzen kann. Das Naturkundemuseum Bayern mit dem Biotopia Lab ist ja noch relativ neu in der Stadt. Es gibt diese Einrichtung seit rund acht Jahren. Für die Kollegen dort geht es auch darum, noch bekannter zu werden und immer mehr Neugierige, einzuladen das tolle Lab zu entdecken.

Beim Namen Biotopia denkt man natürlich auch an etwas, was fast noch ein wenig im Erdboden schlummert. Was hören Sie denn von den Kollegen: Wann und wie wird denn das Angebot im bisherigen Museum Mensch und Natur so groß, wie es bislang geplant ist?
Oh, dazu kann ich leider nichts sagen, weil dieses Thema im Rahmen unserer Zusammenarbeit gar nicht auf der Tagesordnung stand.

Wenn die Finanzlage nicht so unsicher und viele Planungen aktuell offenbar wieder ausgebremst wären: Eigentlich stehen für die Münchner ja einige Kultur-Großprojekte und auch neue Museen, auf die man sich freuen könnte, in den Startlöchern.
Stimmt. Auch unser Festival zeigt in der Fülle seines Programms und nicht zuletzt beim Interesse der Öffentlichkeit ja, wie kultur- und naturbegeistert die Münchner sind. Und was wir gleichzeitig schon für eine enorme Bandbreite an Bildungs- und Kultureinrichtungen in München und Umgebung haben. Aber auch weitere Projekte, die noch entstehen, werden sicher angenommen und rege genutzt werden.

Eigentlich müsste das An-einem-Strang-Ziehen für die verschiedenen Kulturpartner und Veranstalter ja eine Selbstverständlichkeit sein. In der Praxis scheint es ja dann doch oft gar nicht so leicht zu sein. Wie wichtig ist es, dass die kreativen Köpfe in ihren Institutionen regelmäßig ihre Telefonbücher aktualisieren, sich gegenseitig kennenlernen und sich kreuz und quer zusammenschließen?
Das Tolle am Festival ist: Wir zeigen ja, was möglich ist. Es ist prima, dass es vier neue Kooperationen gibt und dass Partner, die sich vorher noch nicht kannten, jetzt zusammenarbeiten. Wir ermöglichen Synergieeffekte und Kooperationen, die auch über das Festival hinaus bestehen bleiben werden.

Kann man sich eigentlich noch anschließen? Und welche Art von Veranstaltungen haben eine Chance, ins laufende Programm aufgenommen zu werden?
Man kann immer noch Teil des Festivals werden. Bis zum letzten Tag nehmen wir Programmpartner auf. Voraussetzung ist, dass es sich um eine Veranstaltung oder ein Thema handelt, dass sich mit der Blüte und der Natur in der Stadt befasst. Jeder ist willkommen – groß oder klein, Einzelpersonen, Vereine, Stiftungen, Institutionen und Unternehmen sind uns herzlich willkommen!

Ein paar Assoziationen zum Thema schießen vermutlich jedem Fan schnell durch denn Kopf, wenn man von „Flower Power“ spricht. Wie sehr wurden Sie von Partveranstaltern bestürmt – für Mottopartys mit Hippie-Perücken und Schlaghosen?
Es gibt bei uns schon ein paar coole Party-Veranstaltungen. Die erste findet schon am 4. Februar satt. Da feiert nämlich das Künstlerhaus am Lenbachplatz einen großen Faschingsball unter dem Motto Flower Power. Und darauf freue ich mich selbst schon lange! Aufbruch tut der Stadt, tut der gesamten Kulturbranche gut. Und es gibt weniges, was so viel Aufbruchsenergie freisetzt wie so ein groß angelegtes Festival. Wir wollen München aufblühen lassen. Unsere Partner haben sich so viele tolle Ideen einfallen lassen. Es tut einfach gut, mal wieder rauszukommen – zu Veranstaltungen oder warum nicht auch, um einmal die vielen Wälder in der Stadt zu entdecken.

Interview: Rupert Sommer

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