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Das Rammstein-Desaster!

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Das Rammstein-Desaster! - Ein Kommentar von Gerald Huber
Das Rammstein-Desaster! - Ein Kommentar von Gerald Huber © Adobe Stock

Ein Kommentar von Gerald Huber

Ja, was für ein Desaster. Eines - noch dazu - mit enormer Außenwirkung… Oder muss es Theater heißen? Denn das ist es ja, was Rammstein in aller Regelmäßigkeit auf der Bühne aufführen. Ein unterhaltsames sehr wohl, glaubt man zumindest denjenigen, die die Band schon mal live gesehen haben.

Diesmal allerdings fand das Theater jenseits der Bühne und weit im Vorfeld statt und dabei gab es etliche Protagonisten, die sich dabei so ziemlich alles zwischen lächerlich und unmöglich gemacht haben, allen voran führende Parteimitglieder der SPD und CSU. Dass dabei neben einer gewissen Unbedarftheit und Arglosigkeit womöglich auch einfach nur Empathielosigkeit, Naivität und womöglich persönliche Interessen standen, geschenkt, denn das ist politische Normalität.

Das eigentlich Tragische an dieser abgesagten Rammstein-Silvester-Wiesn-Causa ist, dass die meisten Menschen, die ihren Social Media-Müll als Kommentierende unter die diversesten Facebook-Posts absonderten, offensichtlich überhaupt keine Ahnung von der politischen Tragweite dieser Veranstaltung hatten. Und davon, wie hier die lokalen Veranstalterinnen und Veranstalter, vertreten durch den VdMK - dem man unqualifizierter Weise auch noch Neid unterstellte - brüskiert wurden, die seit Jahren um eine Möglichkeit verhandeln auch endlich mal die Theresienwiese bespielen zu dürfen. Darunter, im Übrigen, international renommierte Münchner Konzertagenturen, die das vermutlich allemal genauso gut machen würden wie die Leutgeb Entertainment aus Österreich.

Bei all dem Brimborium geht es keinesfalls um Rammstein als Band, deren Inhalte, Aussagen oder sonst irgendwas dergleichen. Rammstein sind international tragfähiger Rock-Mainstream geworden, basta. Das mag jede/r für sich bewerten wie er/sie mag. Beim Rammstein-Deasater ging es womöglich wohl immer eher nur um eine CSU-Leutgeb-Seilschaft, die sich gegenseitig Profite und Renommee zuschustern wollte und sollte. Wie ungeschickt und naiv sich die SPD-Stadtratsfraktion verhalten hat, ist unverzeihlich... Und, dass jetzt die Grüne KVR-Chefin vor allem von Seiten der CSU unter Beschuss genommen wird, die nichts weiter getan hat, als von einer das Sicherheitskonzept betreffenden Beratung abzusehen, ist typisch für eine Partei, deren Anstand, Moralkodex und Benimm, nicht generell aber doch leider sehr, sehr oft unterirdisch ist. Und, die mit Sicherheit die erste gewesen wäre, die eine solche Spezl-Wirtschaft und Mauschelei zwischen KVR und einem privatem Großveranstalter beanstandet hätte.

Meiner Meinung nach ist die Position des KVR - das genehmigen, nicht beraten muss - zu unterstützen, denn wer möchte schon, dass die Beratung in Sachen Sicherheit für den Multimillionär Leutgeb von unseren Steuergeldern bezahlt wird…?

Last but not least, erreichte auch uns soeben die Mitteilung, dass Rammstein dem Ganzen überhaupt noch keine Zusage erteilt hatten. Sänger Till Lindemann stellte klar: „Es gab weder eine finale Zusage noch einen Veranstaltungsvertrag.“ Ein Band-Sprecher ergänzte: „Richtig ist, dass der Band eine grundsätzliche Anfrage hierzu vorlag, nicht für die Theresienwiese, sondern für das Messegelände München.“ Was auch immer das nun über die Leutgeb Entertainment Group und die ihr wohlgesonnenen Entscheidungsträger im Münchner Stadtrat aussagen mag, besser wird das alles nicht mehr…

Gerald Huber ist Musiker, Künstlermanager, Gelegenheits-Festival-Veranstalter, ehemaliger Labelmanager und seit über 30 Jahren freier Musikjournalist, u.a. für das IN MÜNCHEN.

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