Wie viele Termine gibt es?
Bernd Jakopic: Wir hatten Anfang Juli eine Premiere im damals noch Self-Bar benannten Wirtshaus, die überraschend gut gelang. Es war trotz neuer und vor allem für uns eher ungewöhnlicher Location und auch sehr langer Schaffenspause ziemlich gut besucht. Das Publikum, bestehend aus unserer langjährigen Fanbase, neuen Leuten aus dem Ludwig’s und Studenten aus dem nahen Gasteig-Umfeld, war toll gemischt – wir hatten Spaß! Eine zweite Party im Ludwig’s Wirtshaus, genau zum Wiesn-Anfang war nicht so gut besucht – aber kein Beinbruch. Wir freuen uns jetzt auf die nächsten Termine: Am Samstag, den 5.November und am Samstag, den 3. Dezember. Den Januar wird kurz pausiert, dann geht’s weiter.
Die Location ist sehr interessant: Was kann man über sie sagen?
Jens Poenitsch: Unser neuer Regular „Ludwig’s Club“ findet im Ludwig’s Wirtshaus statt, das moderne mit traditionellen Elemente vereint. Mitten in Sendling, Schäftlarnstraße 62, wird immer am ersten Samstag des Monats eine richtige House-Party stattfinden. Was uns an diesem neuen Regular reizt, sind der malerische Ort, die nette Belegschaft und das diverse Publikum. Unsere besten Partys fanden oft an hellen, originellen, zugänglichen Orten statt. Bernd und ich haben immer gerne in Clubs und Discos musiziert, werden es auch weiterhin… Ich werde zum Beispiel weiterhin solo im Palais auflegen. Aber wir beide lieben auch Orte, die nicht die klassische Club-Situation bieten, sondern wo wir das Publikum auf Augenhöhe sehen können.
Und wie kam der Kontakt zu Stande?
Jens Poenitsch: Zufall! Ein lieber Freund begann, dort zu arbeiten, erstellte den Kontakt zum Chef her, der uns fragte. Wir dachten kurz nach – und sagten dann gerne zu.
Könnt Ihr schon eine Preview geben, welche Tracks gespielt werden?
Jens Poenitsch: Ja, es wird wie bei uns üblich brandneue Tracks aus dem Techno- und House-Bereich geben, teilweise noch gar nicht offiziell veröffentlicht. Dann Classics aus der Anfangszeit der Club- und Rave-Kultur, auch in brandneuen Remixes von jungen Producern sowie zeitlose Disco-Flaggschiffe plus ‚Hidden Gems‘. Ein Titel, den ich momentan gerne spiele, ist „Drone Me Up, Flashy“ von DJ Koze, erschienen auf Pampa. Ein Klassiker wäre zum Beispiel ein Chic-Bootleg von Dimitri From Paris.
Bernd Jakopic: Außerdem spielen wir immer wieder mal eigene Produktionen, die wir während der letzten Jahre auf Sujet oder Karmaloft veröffentlichten. Ich mag momentan auch „Slip“ von Deadmau5 und als Classic „Break My Soul“ The Queens Remix von Beyonce.
Jens, Du schreibst gerade ein spannendes Buch zum Sound of Munich: Wie ist der Zwischenstand?
Jens Poenitsch: Das Buch „Munich Sounds Better With You“ ist noch im frühen Entstehungsprozess. Es wird vom Münchner Hirschkäfer-Verlag veröffentlicht und erhielt bereits im Vorfeld überraschend eine Auszeichnung vom Freistaat Bayern. Offenbar gefiel das Konzept. Veröffentlicht wird voraussichtlich Mitte 2023. Das Buch hat drei Kapitel: Ein Teil ist der vielfältigen musikalischen Geschichte Münchens gewidmet, wobei die berühmteste Phase des Munich Sounds besondere Aufmerksamkeit erfährt, die Zeit von Donna Summer, Moroder, Queen, Musicland. Aber natürlich kommen auch andere Facetten vor. Munich New Wave, Kraut Rock, House-Labels wie Gigolo, Kosmo, Techno im Kunstpark Ost oder noch später die boomende neue Clubkultur von der Feierbanane bis heute. Auch Siegel bleibt nicht unerwähnt oder bayerische Volksmusik…
Klingt gut! Und das zweite Kapitel?
Jens Poenitsch: Der zweite Teil ist jetzt schon mein Lieblingsteil: Er ist den Damen und Herren gewidmet, die seit Anbeginn bis jetzt den Sound der Stadt erschaffen, allein durch ihre Arbeit. Barleute, Plattenverkäufer, Journalisten, Türsteher, Partymacher, Studiomusiker, Clubmanager, DJs, Produzenten, Booker. Natürlich kommen auch viele Leute zu Wort, mit denen ich als Musiker und DJ zusammenarbeiten durfte.
Wie sieht es mit dem Finale aus?
Jens Poenitsch: Der letzte Teil ist eine kurze Autobiografie meines langen Musikerlebens, eine Verneigung vor Freunden und Weggefährten. Mit Bernd habe ich während der letzten 20 Jahre an die 200 Stücke Musik produziert und auf verschiedenen Labels herausgebracht, teilweise als Dauergast in Trendcharts.
Momentan pausieren wir die Produktion, lassen unser Werk wirken, aber legen weiterhin regelmäßig zusammen auf – weil es Spaß macht, weil es Familie ist. The show must go on. Mit einem Weggefährten meiner ganz frühen Musikerjahre arbeite ich übrigens gerade an einem neuen Bandprojekt, Two Men And A Machine, das zwar modern klingt aber die Inspiration aus Disco, Electropop & New Wave zieht. Retro wobei gleichzeitig up to date.
Kristallisiert sich schon eine Richtung der München-Musik heraus?
Jens Poenitsch: Ja. Es gibt einerseits den ganz klassischen Munich Disco Sound, der damals weltweit kickte. Musicland, Moroder, Disco waren die Schlagworte. Andererseits gibt es immer schon den Sound der Stadt, der zwischen Blasmusik, Punk, Folklore, Clubmusik und dem jeweiligen modernen Musikstil pendelt. München war und ist eine opulente Feierstadt zwischen Tradition und Moderne. Nicht düster oder nihilistisch wie manch andere, sondern auch musikalisch barock, hedonistisch und lebensfroh.
Disco im Wirtshaus, Schäftlarnstr. 62
Sa., 5. Nov, 21 Uhr