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Fest im Münchner Nachtleben verankert: „Coke“ von Michael Pilzweger 

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„Coke“ von Michael Pilzweger 
„Coke“ von Michael Pilzweger  © Simon Mayr / Hirschkäfer Verlag

Uns erzählt der Autor Michael Pilzweger, wie es zu seinem Debütroman kam und welche autobiografischen Züge er trägt.

Inmitten zahlreicher Münchner Clubs spielt der spannende Debüt-Roman „Coke“, in dem es um Musik, Rausch, Abstürze, Freundschaften, die große Liebe und kriminelle Machenschaften geht. Der Held Mike Shannon, Sänger der Indieband Babyboots, ist mit seiner Clique der König der Nacht, bis es zu einem verhängnisvollen Vorfall kommt… Wir sind die Ersten, die Michael Pilzweger zu seinem Werk interviewt haben.

Viele Münchner Clubs wie das Atomic Café und die Erste Liga sind Schauplatz von Deinem Roman: Wie würdest Du das Nachtleben in München zu dieser Ära beschreiben?
Damals hatte man das Gefühl, in einer der Hauptstädte des Indie-Hypes zu sein. Jeden Abend waren unfassbare Konzerte. Die Clubs voll. Die Arctic Monkeys standen im Atomic neben Dir an der Bar. Pete Doherty hat Dir Dein Bier geklaut. The View hat Dich nach Zigaretten angepumpt. Carl Barat hat sich auf der Toilette vor Dich gedrängelt. Die Szene, die DJs, die Bookings, die lokalen Bands, die Clubs, alles hat gepasst und sich in einem wunderschönen Chaos über ganz München verteilt.

Warum sind diese Clubs die ideale Kulisse für einen höchst spannenden Roman, darf man eventuell sogar „Thriller“ sagen?
Ich habe für „Coke“ den Aufbau einer Tragödie gewählt. Der Held im unlösbaren Konflikt, bereit zu scheitern. Die Clubs sind, wie Du schon sagst, dafür die ideale Kulisse. Orte, an denen man sein konnte, was immer man sein wollte. Perfekt für die Identitätsfrage.

Hattest Du damals selbst auch einen Lieblingsclub?
Die meiste Zeit habe ich im Atomic und im baby! verbracht. Aber es gab unglaublich viele tolle Locations. 59to1. Die Samstage im Keller mit Sir Hannes. Babalu. Liga. K&K. Lehnbachs. Ruby Bar. Café King. Horses, Cars and Stars. Puerto Giesing. Blumenbar. Ed Moses. Und natürlich hatte ich auch eine Einser Phase.

Wie viel von den Hauptprotagonisten und Helden des Romans Mike Shannon/Michael steckt auch in Dir – schließlich hast Du den gleichen Vornamen...
Der Name Michael ist einfach unfassbar generisch. Michael, Michi, Micha, Mike, Miguel, Mihail, Michele, Micky, … Der Held ist auf der Suche nach der eigenen Identität, gibt sich falsche Namen, Professionen und Hintergründe. Der langweiligste Name der Welt ist hierfür Vehikel. Reiner Zufall, dass ich unter selben Pseudonym einmal Musik gemacht habe.

Im Buch ist ein Gemälde von Dir abgebildet – ein Portrait. Hat Dich dieses Werk beim Schreiben inspiriert und umgekehrt?
Das Werk ist nach dem Schreibprozess entstanden. Irgendwas musste da noch aus mir raus. Leider hat es nicht zum Cover gereicht.

Wie lange hast Du an dem Roman geschrieben? Und: Was für einen Auslöser gab es, überhaupt mit dem Schreiben anzufangen?
Ich habe ein Jahr daran gearbeitet. Geschrieben habe ich schon mein Leben lang. Jetzt ist es endlich veröffentlichungswürdig.

Wird es eine Lese-Tour geben?
Wir werden auf alle Fälle in München lesen. Wir suchen noch nach der richtigen Location. Perfekt wäre natürlich das übriggebliebene Atomic im Stadtmuseum.

Dein Werk ist beim Münchner Hirschkäfer Verlag erschienen – setzt Du bewusst auf ein Heimspiel?
Martin und der Verlag haben mir komplette inhaltliche Freiheit gegeben. Ich musste nichts verändern, durfte lügen und die Wahrheit sagen. Dieses Vertrauen habe ich gesucht und bei Hirschkäfer gefunden.

Bei all den Interviews, die jetzt gemacht werden: Gibt es eine Frage, die Du gerne gestellt bekommen möchtest, die aber noch nie kam...?
Das ist mein erstes Interview und ich bin erstmal wirklich glücklich, dass es für die IN München ist. Das war damals unser Guide durch den Konzert-Dschungel. Ansonsten freue ich mich auf alle literarischen Gespräche über die verwendeten Songtexte, Referenzen, Allegorien, Metaphern und Stilmittel.

Wie empfindet Du eigentlich gerade das Nachtleben in München?
Ich bin langweilig geworden. Mich findet man nur noch im Tabacco. Daher traue ich mich nicht über das Nachtleben zu urteilen.

Interview: Birgit Ackermann

Michael Pilzweger, Coke, Hirschkäfer Verlag,
Hardcover, 176 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3-940839-86-2, Hier kaufen

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