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Lesungen im Dezember: Mit heißen Gedanken vorglühen

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Kämpft für das Gute: Denis Scheck
Kämpft für das Gute: Denis Scheck © Alexander Hornoff

Feststimmung macht sich breit: Auf diesen Lese-Abenteuern liegt ein ganz besonderer Glanz 

Von wegen stade Zeit: „Stille blutet“, sagt Ursula Poznanski. Sie ist einer der vielen Stargäste der „Münchner Bücherschau“-Lesereihe, die weiterhin dieser Tage die Stadt in Atem hält. In ihrem neuen Thriller rollt die Bestseller-Autorin eine bizarre Mordserie in Wien aus. Alles geht los mit einer Nachrichtensprecherin, die vor laufender Kamera ihre bevorstehende Ermordung ankündigt. Zwei Stunden später ist sie tot. (Gasteig HP8, Saal X, 1.12.)

Ein Meister des intelligenten, immer schön nachtschattig eingefärbten Nervenkitzels ist Friedrich Ani, der gleich mehrere Münchner Ermittlungsreihen am Laufen hat. Er hat sich nun für eine Doppellesung mit Franz Dobler für die „Lesereihe“ im Fraunhofer zusammengetan. Gestandene Männer, wie man so sagt. (Fraunhofer, 1.12.)

Wenn’s dunkel ist, wabern und irrlichtern die Gedanken. Doch keine Angst: Die Geisterfahrt zum Abschluss und Höhepunkt der „Münchner Schiene“ auf dem diesjährigen Literaturfest soll eine literarische Séance werden, auf der man auch schmunzeln kann. Münchner Autorinnen und Autoren wie Joana Osman, Mehdi Moradpour und der Sportfreunde-Stiller-Schlagzeuger Florian Weber („Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken“) antworten auf verklungene literarische Stimmen der Stadt – teilweise mit markigen Widerworten. Und danach wird getanzt – um böse Geister zu vertreiben und die guten zum Verweilen zu animieren. (Gasteig HP8, Saal X, 2.12.)

Ein Wunderkind: „Lukusch“ heißt das Debüt von Benjamin Heisenberg, das von einem jungen Schachgenie erzählt, das 1986 nach der TschernobylKatastrophe nach Westdeutschland kommt – stets begleitet vom grobschlächtigen Igor. Heisenberg, ein Enkel des Physik-Nobelpreisträgers, erzählt eine Geschichte, „die so gut ist, dass sie wahr sein muss“. Das sagt der Zeit Magazin-Journalist Christoph Amend, der die Lesung moderiert. (Literaturhaus, 2.12.)

Eine elektrisierende, gefährliche Lovestory entspinnt Norbert Gstrein im neuen Roman „Vier Tage, drei Nächte“. Es geht um Ines, die kein Mann so sehr liebt wie Elias. Doof nur: Er ist ihr Bruder. Und er legt sich mit allen ihren Liebhabern an. (Gasteig HP8, Kleiner Saal, 3.12.)

Noch keine Geschenkidee? Denis Scheck kann weiterhelfen. Der „Druckfrisch“-Moderator aus der ARD-Sendung stellt wortgewaltig, witzig und hinterfotzig wie immer seine „Lieblingsbücher 2022“ vor. (Gasteig HP 8, Saal X, 4.12.)

Vom Schenken und Beschenkt - werden – literarisch-musikalisch beschwingt – weiß auch der Schauspieler Axel Milberg, „Tatort“-Ermittler in Kiel, zu berichten. Er lässt sich vom Klenke Quartett begleiten. (Allerheiligen Hofkirche, 8.12.)

Ihrer Vergangenheit und einem brutalen Schicksalsschlag stellt sich Bettina Flitner: Als die Fotografin vom Suizid ihrer Schwester erfuhr, führte der erste Schock zum Verstummen und Verdrängen. Doch dann begann sie mit einer Spurensuche – in der gemeinsamen Vergangenheit. (Literaturhaus, 8.12.)

Eine sehr persönliche, wahre, vielleicht aber auch frei erfundene, Geschichte in musikalischen Bildern – Anna Veit und Florian Burgmayr spielen, lesen und singen von Erlebnissen und Anekdoten, die so gewesen sind oder überhaupt nicht so gewesen sind, aber so gewesen sein hätten können. (Fraunhofer, 9.12)

Frostiges ebenso wie Herzerwärmendes hat Brigitte Hobmeier im Programm: „Eine schöne Bescherung Vol. 2“ ist ein Weihnachtsabend, bei dem nicht ganz sicher ist, ob sich das Christkind traut, doch noch vorbeizuschauen. Musikalisch wärmen die NouWell Cousines die Herzen. (Allerheiligen Hof - kirche, 10.12.)

Von schnellen Pferden, dem Jugendwahn und vom Konkurrenzkampf der schönen, starrköpfigen Reiterinnen Kaiserin Elisabeth von Österreich und ihrer jungen Nichte Marie Wallersee erzählt Karen Duve in ihrem furiosen „Sisi“-Roman. Groß! (Literaturhaus, 15.12.)

Und dann meldet sich auch noch Juan Moreno zurück. Man erinnert sich: Der Reporter recherchierte beim „Spiegel“ doch ein wenig genauer und ließ mit Mut sowie Hartnäckigkeit den Blender Claas Relotius auffliegen. Nach einer längeren Auszeit stellt Moreno nun den Reportagen-Band „Glück ist kein Ort“ vor. Darin erzählt er von 4000 Kilometern beim Reisen kreuz und quer durch Europa. Es sind Geschichten über das Menschsein – und den Versuch, seine Würde zu behalten. (Evangelische Stadtakademie, Herzog-Wilhelm-Str. 24, 19.12.)

Autor: Rupert Sommer

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