Konzerte im Mai: Wild, laut, vielseitig

…und mit Shows von Nina Chuba, Schiller, Herbert Grönemeyer, Roger Waters, Milow, 01099, Harry Styles + Wet Leg, Mono Inc. zudem prominent besetzt.
Das in diesem Frühjahr erscheinende dritte Album von Fenne Lily mit dem Titel „Big Picture“ ist ein ergreifendes Porträt der letzten zwei Jahre im Leben dieser großartigen Künstlerin: „Das Schreiben dieses Albums war mein Versuch, eine Art Ordnung in die Katastrophe von 2020 zu bringen“ sagt Fenne Lily darüber selber. Alle Songs wurden live im Studio aufgenommen, was aus „Big Picture“ ihr bisher kohärentestes und entschlossenstes Werk, sowohl textlich als auch musikalisch werden lässt. Unnachahmlich gut! (1.5. Milla)
Die Rap-Journalistin Visa Vie ist längst Fan und die HipHop-Koryphäe Falk Schacht nennt sie bereits „The next big thing des Deutschrap“. Die Rede ist von der Hamburgerin und Wahlberlinerin Nina Chuba. Für ihre zeitgemäße Popmusik bedient sich die 22-Jährige ungeniert immer wieder auch aus dem Klangbaukasten des R’n’B – und stellenweise auch des Soul – um sich und ihre Musik immer wieder neu zu erfinden. (1.5. TonHalle)
Jonathan Bree ist bekannt für seine melodischen Kompositionen, in denen er – begleitet von üppigen Streicher-Arrangements – über das Leben und die Liebe singt. Auch seine Liveshows haben inzwischen weltweit Kultstatus erreicht: Die maskierte und avantgardistisch gekleidete Band spielt vor dem Hintergrund speziell für jeden einzelnen Song geschaffener Filmprojektionen und zwei Tänzer performen – außergewöhnlich aufwändig für einen Indie-Künstler – passend zur Musik Choreografien aus einer anderen Welt. Balsam für die Seele! (1.5. Strom)
„Vom La Dispute-Konzert in Köln kamen wir als Missionierte wieder – und wir waren erst recht Feuer und Flamme, als wir ihr neues Album `Wildlife´ hörten.“ Soweit das Fachblatt Visions vor knapp 12 Jahren nach einem Auftritt der Post-Hardcore-Band aus Grand Rapids, Michigan. Doch die Redakteure haben seinerzeit durchaus Gespür bewiesen, gilt das genannte Album doch immer noch als einer DER Meilensteine des Genres. Pflichttermin! (2.5. Backstage Werk)
The Builders & The Butchers fingen, wie so viele andere auch, als Straßenmusiker an. Immer mehr Leute wurden aufmerksam, und so entwickelte die Band sich stetig weiter, fügte nach und nach hier und da ein Mikrofon und dort noch einen Verstärker hinzu, bis sie sich organisch zu einem der aufregendsten Live-Acts im Nordwesten der USA entwickelte. Durch ihre unermüdlichen Tourneen haben sie sich in den letzten Jahren auch in Europa eine enthusiastische Fangemeinde erspielt. Ärmel hochkrempeln, Tanzbeine schwingen! (3.5. Feierwerk Kranhalle)
In den USA spielen sie bereits in ausverkauften Hallen, hierzulande jedoch kann man The Band CAMINO noch im intimen Rahmen erleben, z.B. wenn sie diesen Mai für eine Handvoll Club-Termine nach Deutschland kommen. 2015 in Memphis gegründet sorgen TBC mit ihrer eingängigen Mischung aus Indie-Rock und Electro-Pop schon bald landesweit für Aufsehen. Besonders ihre dritte EP „tryhard“ stellte sich als wegweisend heraus und zeigt das Potenzial der Newcomer zur nächsten Stadionrock-Sensation. Einer ihrer größten Hits ist der Dancefloor-Smasher „I Think I Like You“. Dem ist vorerst nichts hinzuzufügen. (3.5. Backstage Halle)
Liebe, Wut, Rotz und Glitzer treffen auf klare Statements und queerfeministisches Empowerment. Rapperin Finna ist eine grinsende Rebellin mit Riesenstimme, die sich für sexuelle Selbstbestimmung, gegen Homophobie und Bodyshaming stark macht. Eine Powerfrau, die durch starke Softness und bestechende Ehrlichkeit nicht nur auffällt, sondern sich als bleibender Eindruck in die Herzen spielt. Politischer Zartcore, essentiell. (5.5. Milla)
Für die aus München stammende Singer/Songwriterin Diana Goldberg ist ihr Heimspiel ein ganz besonderes Gastspiel, lieferte sie doch vor knapp zwei Jahren genau auf dieser Bühne eine überzeugende Performance anlässlich des „Sprungbrett“-Wettbewerbs ab. Seitdem hat ihre Karriere deutlich Tempo aufgenommen und so erschien im Sommer 2022 ihre erste EP, gefolgt von vielen Konzerte und Auftritten bei renommierten Großveranstaltungen wie dem Münchner „Superbloom“ oder dem „Reeperbahn-Festival“ in Hamburg. Ihr Sound lebt nach wie vor überwiegend vom Soul ihrer Stimme, aber eben auch vom alternativ angehauchten Dark Pop-Ansatz ihrer Kompositionen. Zudem soll’s einiges an bislang unveröffentlichtem Material zu hören geben… Wir sind gespannt! Support: LORiiA (5.5. Feierwerk Kranhalle)
Record-Release-Show: Irgendwo zwischen ihren jüdisch-ukrainischen Wurzeln, einer verträumten Märchenwelt und prägenden Erinnerungen formt sich die in Berlin beheimatete Münchnerin Maria Raykhman ihren ganz eigenen musikalischen Kosmos. Gefühlige, atmosphärische Popsongs zwischen Emotion und Nostalgie sind ihr Ding. Die Musik von Masha The Rich Man ist dabei eine herzliche Umarmung, in der man sich hineinträumen kann in eine etwas heilere Welt. Songs zwischen Weltschmerz und Wärme, so als würde Marina & The Diamonds zu einem osteuropäischen Märchen und der Melodie einer Spieluhr einschlafen und als Regina Spektor in einem Film Noir in Berlins Unterwelten aufwachen. So umwerfend kann Traumabewältigung klingen! BTW: Auch Fans von Kate Bush kommen hier auf ihre Kosten. Ich mein ja nur … (6.5. Heppel & Ettlich)
Elektro-Romantiker Schiller steht seit Jahren für emotionale Soundscapes in Verbindung mit faszinierenden Lichtshows aus betörenden Farben. Gemeinsam mit internationalen Gastkünstlern wird Christopher von Deylen aka Schiller, sein Publikum endlich wieder in atemberaubende Klangwelten entführen. Kein Musiker hat bisher so überzeugend gezeigt, dass elektronische Musik warm und menschlich klingen kann. Zehn Top 10-Alben, darunter sieben Nummer 1-Platzierungen mit über sieben Millionen verkauften Alben, und weltweit ausverkaufte Tourneen, sprechen darüberhinaus eine deutliche Sprache. Soundvisionen des Global Pop-Meisters, nie waren sie wichtiger als heutzutage. (8.5. TonHalle)
Das neue Mono Inc.-Konzeptalbum „The Book Of Fire“ ist dann auch gleich mal ein glorreiches Manifest des monomanischen Dark-Rocks, wie die Welt es wohl noch nicht zu hören bekommen hat. Wer durch die Seiten dieses epochal aufrockenden Schinkens blättert, wird sich darin zwangsläufig verlieren. Und ja, bevor jemand fragt, es ist freilich mal wieder keine leichte Kost geworden, wie auch, beim Thema Inquisition. Härter und zugleich gefühlvoller als je zuvor! Supports: Storm Seeker + Sanz. (12.5. Zenith)
Eine Postkarte aus Beirut bekommt man nicht alle Tage, denn obwohl die Stadt lange als das Paris des Nahen Ostens galt, ist sie heute nicht unbedingt ein gängiges Touristenziel. Beirut ist daher eher als Thema der Nachrichten in unserem Bewusstsein, mehr Krisenherd als Kulturzentrum. Kein Wunder also, dass eine Gruppe wie die Postcards, aus dem libanesischen Beirut, erstmal neugierig macht. Der markante Mix aus Shoegaze und Dream-Pop verrät seine Provenienz nie, tönt vielmehr so, als wäre er von einem x-beliebigen Campus eines US-College ausgebüxt. All das: zart, atmosphärisch, nachdenklich. (13.5. Milla)
Was 2007 mit Welthits wie „You Don’t Know“ oder seiner Akustik-Coverversion von 50 Cents’ „Ayo Technology“ begann, ist längst zur internationalen Erfolgsgeschichte geworden und selbstverständlich noch lange nicht auserzählt. Denn kaum jemand schafft es derart gekonnt, hochpersönliche Themen in universell gültige Hymnen zu verwandeln wie der belgische Singer/Songwriter Milow. So eingängig und populär seine Songs auch sein mögen – eines sind sie nie: seicht. Support: AHI. (16.5. TonHalle)
2019 erschien das Solodebüt Fabian Altstötters, das er nach einer EP und zwei Alben seiner Band Sizarr - nach dem Ende der selbigen - unter dem Künstlernamen Jungstötter veröffentlichte: Samtene, ruhige Stücke, geprägt vom Zusammenspiel einer Band virtuoser, am Jazz geschulter Musikschaffender, getragen von einer Stimme irgendwo zwischen Mark Hollis und Scott Walker. Der Sound: reduziert, einfach, elegisch. Jetzt, vier Jahre später, setzt sich diese Vision fort und findet dabei zu weitaus eigensinnigeren Formen und erschließt sich so völlig neue Horizonte. Ganz famos! (16.5. Ampere)
Harry Styles hat sich die letzten zwei bis drei Jahren als einer der wichtigsten und einflussreichsten Musiker weltweit etabliert. Seit dem Start seiner Solokarriere, davor sang und tanzte er bei der Boyband One Direction, hat er prestigeträchtige Auszeichnungen erhalten, darunter zwei BRIT Awards, einen Grammy, einen Ivor Novello Award, einen American Music Award und viele andere internationale Preise. Außerdem war er der erste Mann, der allein auf dem Cover der Vogue abgebildet wurde. Jetzt also: Getragene Popballaden mit dem UK-Superstar im weiten Rund. Die eigentliche Sensation dabei? Der Support! Der kommt nämlich von den sympathischen Indierock-Aufsteigerinnen Wet Leg. (17. + 18.5. Olympiastadion)
Django 3000 rocken seit nunmehr zehn Jahren auf sämtlichen Bühnen ihrer Heimat Bayern und der ganzen anderen Welt. Ihr unverwechselbarer Gypsyrock bringt von Indien über Russland bis Südkorea die Meute zum Tanzen. Und, die vier Babos sind unter dem Motto „Scheiß da nix, dann feid da nix“ wieder unterwegs und feiern das Leben in all seinen schönsten Facetten: Ohne Grenzen, ohne Scham, einfach nur „wuid und laut“. Auf geht’s, pack mas! Support: Drew Berrymore. (18.5. Backstage Werk)
Nach wie vor einer meiner absoluten Lieblingsbandnamen: Acht Eimer Hühnerherzen. Das halbakustische Nylon-Punk-Trio überzeugt seit jeher mit einem Mix aus Powerviolence-Folk, Kakophonie und Bindungsangst. Dabei zaubern sie eine Art Wandergitarren-Hardcore mit Fuzz und Driver, was dann in aller Regelmäßigkeit zu einem elektrifizierten Nylonsaiten-Fest voll trockenem Realismus, unerwarteter Brüche und existenzialistischer Betrachtungen wird. All das stets überraschend, irre, fragil und wunderschön zugleich. (19.5. Feierwerk Hansa 39)
Ein Politikum! Wo hört berechtigte Kritik am Staat Israel auf und wo fängt Antisemitismus an? Der Kunst ist das erstmal einerlei, weswegen noch keine Entscheidung gefallen ist, ob das Konzert des Ex-Pink Floyd-Masterminds Roger Waters auch wirklich stattfinden kann. Wenn, dann sollen 20 klassische Songs aus der Zeit von Pink Floyd sowie seiner Karriere als Solokünstler aufgeführt werden. Wenn nicht? Dann nicht! (21.5. Olympiahalle)
Schon 1999 in Tokio gegründet, machte sich die vierköpfige Instrumental-Rock-Band Mono fortan auf, ihren einzigartigen Ansatz - eine Kombination aus orchestralen Arrangements und Shoegaze-Gitarrengeräusche - in die Welt hinauszutragen. Die enorme Musikalität des Quartetts sprengt dabei mühelos die eh schon sehr vielfältige musikalische Palette das Rock-Genres. Oder sagen wir es doch einfach mit den Worten der britischen Musikbibel NME: „Das ist Musik für die Götter“. (23.5. Technikum)
Acht Bands aus acht afrikanischen Ländern sind am 24. und 25. Mai 2023 bei den „African Music Days Munich“, die gleichzeitig ihr zehnjähriges Bestehen feiern, auf den Bühnen des Muffatwerks zu sehen. Die Gelegenheit, so viele angesagte afrikanische Künstlerinnen und Künstler aus Togo, Kongo, Tansania, Kenia, Südafrika, Mali, Nigeria u.a. live zu erleben, ist wahrlich einzigartig, und einige treten dabei zum ersten Mal überhaupt in Deutschland auf. Von Afrobeat und HipHop über futuristischen Punk bis hin zu ganz neuen Klängen und afrikanischer Mystik ist bei diesem Festival alles vertreten. Mit dabei sind dann: Blinky Bill, Defmaa Maadef, Sibusile Xaba & Esinam, Arka‘n Asrafokor (alle 24. im Ampere) sowie Sholo Mwamba, Ami Yerewolo, Fulu Miziki Kolektiv, TENI (alle 25. in der Muffathalle).
„…ganz vieles davon war mir überhaupt nicht mehr bewusst. Selbst die Tournee, ich kann mich an nichts mehr erinnern.“ Soweit Herbert Grönemeyer über das Jahr 2002 in dem sein Multiplatin-Erfolgsalbums, das bis heute meistverkaufte deutschsprachige Album, „Mensch“ erschien. Jetzt erschien soeben ein Buch darüber, welches ihn „echt berührte, weil es bei mir auch Erinnerungen hochgespült hat.“ Gut also, für ihn persönlich und alle Fans seiner Musik, dass der deutsch Pop-Grandseigneur nun zum Jubiläum das Album erneut auf die Bühne hievt. (25.5. Olympiahalle)
Blues Rock Legende Walter Trout gilt als einer der besten Gitarristen aller Zeiten und vielfach wird er in einem Atemzug mit Eric Clapton oder Jimi Hendrix genannt. Seit 1968 spielte Trout bei verschiedenen Bands und Musikern wie John Lee Hooker, Canned Heat oder John Mayall. 1989 dann gründete er die Walter Trout Band, die sich ab 1999 in Walter Trout & the Radicals umbenannte. Trout wird von der internationalen Presse zurecht für seine wahrhaftige Mischung aus Blues und Rock auch heutzutage noch verehrt und gefeiert und ist ohne Zweifel einer der ganz Großen des Genres. Ehre wem Ehre gebührt! (26.5. Backstage Werk)
Schon Acts wie Tash Sultana, Tones And I und - um den Konzertkreis zu schließen - The Builders & The Butchers, haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass das Busking, also die Straßenmusik, keine aussterbende Kunst ist. Ganz im Gegenteil: Es ist - wenn man nicht währenddessen verhungert - eine der stärksten Plattformen für die Entdeckung von Talenten. Der in Brisbane geborene und in Byron Bay lebende Jack Botts hat in den letzten fünf Jahren sein Singer/Songwriter-Handwerk stetig verfeinert, nachdem er jahrelang hauptsächlich als Straßenmusiker unterwegs war. Die EP’s und Singles, die bisher seine Diskografie zieren, zeigen seinen charmanten, gitarrenorientierten Indie-Folkpop und sein feines Händchen für großartige Melodien. Ganz zauberhaft, auch dies… (26.5. Ampere)
01099 das sind Zachi, Gustav, Paul und Dani. Die vier Jungs wuchsen in Dresdens Neustadt auf und sind der HipPop-Act einer neuen Generation. Ohne Seximus in den Texten wird ein Lebensgefühl vermittelt, das den Nerv unserer Zeit trifft. Dabei greift das Trio auf seine musikalische Ausbildung und jahrelange Erfahrung als Orchestermusiker zurück. (26.5. Zenith)
Gerald Huber