Klassik im September: Neustart!

Nach der Sommerpause kehrt allmählich das Leben in die Münchner Konzertsäle zurück
Der Start in die neue Konzertsaison gehört auch in diesem Jahr zunächst einmal der Jugend, die sich bei Wettbewerben ihre Sporen verdienen will, oder bereits verdient hat. Zur zweiten Kategorie zählt unter anderem Geiger Leonard Fu, der 2020 den Wettbewerb „Ton & Erklärung“ für sich entscheiden konnte, wo er neben technischem Können auch seine Eloquenz in der Musikvermittlung unter Beweis stellte. Dem Münchner Publikum präsentiert er sich nun auch mit seiner eigenen Komposition „Albumblatt“, die ein Programm abrundet, das sonst von Bach, Schubert und Schumann geprägt wird. Rückendeckung gibt es dabei vom Pianisten Albert Cano Smit, einem Preisträger der New Yorker Young Artists Competition 2019. (4.9. HP8, Kleiner Saal)
Beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD misst man sich in diesem Jahr vom 29. August bis zum 11. September ebenfalls wieder im populären Fach Klavier. Flankiert von den Kolleginnen und Kollegen, die ihre musikalische Laufbahn der Flöte und Posaune widmen, sowie von einer Reihe hoffnungsvoller junger Streichquartette. Wer seine persönlichen Favoriten entdecken will, hat dazu in den Vorrunden bei freiem Eintritt die Chance. Gefolgt von den Preisträgerkonzerten mit dem Rundfunkorchester unter Christian Reif und dem MKO (14./15.9. Prinzregententheater), sowie beim großen Abschlussabend, für den Joshua Weilerstein ans Pult des BR-Symphonieorchesters tritt. (16.9. Herkulessaal)
Am selben Tag starten auch die Philharmoniker in ihre neue Saison, die diesmal von Oksana Lyniv eröffnet wird. Anknüpfend an ihren zweiten Bayreuther Sommer wird die Ukrainerin dabei Auszüge aus Wagners „Parsifal“ leiten, sowie die „Elegie für Streichorchester“ ihres Landsmannes Valentin Silvestrov. Komplettiert wird der Abend durch Musik von Sofia Gubaidulina und Max Reger. Solistisch zu erleben ist die Altistin Wiebke Lehmkuhl. (16./17.9. Isarphilharmonie)
In der folgenden Woche wird Lyniv den Taktstock dann an Lahav Shani übergeben, der sich die „Symphonie fantastique“ vorgenommen hat. Bevor das Berlioz-Meisterwerk erklingt, gibt es zur Einstimmung aber zunächst noch Dvořáks „Karneval“-Ouvertüre und das Ravel Klavierkonzert in G-Dur. Bei diesem Virtuosenstück begegnet man Seong-Jin Cho, der internationales Aufsehen erregte, als er als erster Koreaner den renommierten Chopin-Wettbewerb für sich entscheiden konnte. (21./22.9. Isarphilharmonie)
Das Symphonieorchester des BR vergnügt sich nach seinem Einsatz beim ARD-Wettbewerb dagegen erst einmal im Werksviertel. Wobei die „Watch this Space“-Reihe dazu genutzt wird, um mit Kirill Gerstein den aktuellen „Artist in residence“ einzuführen. Er bestreitet hier gleich zwei Programme hintereinander. Los geht es unter dem Motto „Der wilde Sound der 20er“ zunächst mit Gershwins „Rhapsody in Blue“, sowie mit Werken von Milhaud, Strawinsky und Varèse, die er gemeinsam mit Solistinnen und Solisten des BR-SO interpretiert. Die musikalische Leitung hat Erina Yashima.
Hierauf folgt ein Late-Night-Kammerkonzert, das Gerstein gemeinsam mit Damen und Herren aus den Reihen des Orchesters bestreitet. Und wer einwenden möchte, dass der hier angesetzte Johann Strauß für die Wilden 1920er womöglich ein wenig zu alt sein könnte, wird auf den zweiten Blick feststellen, dass seine berühmten Walzer hier in interessanten Arrangements aus der Feder von Schönberg, Webern und Berg erklingen. (21.9. TonHalle)
Klassischer wird es dagegen bei der Rückkehr des Orchesters in den Herkulessaal, wo Tugan Sokhiev ein impressionistisch gefärbtes Programm leitet, das von Debussys „Prélude à l’après-midi d’un faune“ eingeleitet von Sopranistin Shiobhan Stagg mit Ravels „Shéhérazade“-Liederzyklus fortgesetzt wird. Gefolgt von Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“, für die man selbstverständlich ebenfalls auf die schillernde Orchesterfassung Ravels zurückgreift. (29./30.9. Herkulessaal)
Autor: Tobias Hell