Klassik im April: Passionen und Klavierfestspiele

Neben den Osterkonzerten gibt sich im April eine Reihe von Klaviervirtuosen die Ehre
Bachs Passionen gehören für viele Musikfans zum festen Osterritual. Und auch in diesem Jahr bietet sich in den Kirchen und Konzertsälen wieder mehrfach die Chance, diese zeitlosen Meisterwerke zu erleben. Dass das Bach Collegium seinem Namenspatron huldigt versteht sich dabei fast von selbst. Unter der Leitung von Christian Kabitz steht hier bereits am Gründonnerstag in der Residenz die „Matthäuspassion“ auf dem Spielplan. Neben Gerrit Illenberger als Christus, sind Julia Duscher, Louisa Lotte Edler und Niklas Mallmann zu hören, sowie Eric Price, der neben den Tenor-Arien ebenfalls die Partie des Evangelisten bestreitet. (6.4. Herkulessaal)
Als Kontrast dazu, oder auch als Ergänzung folgt einen Tag später in der Isarphilharmonie bereits eine Aufführung der „Johannespassion“ mit dem Amsterdam Baroque Choir & Orchestra. Am Pult steht mit Ton Koopman ein erfahrener ausgewiesener Bach-Kenner. Sein Solo-Quartet besteht aus Sopranistin Hana Blažíková und Mezzo Franziska Gottwald, zu denen sich Tenor Tilman Lichdi und Bariton Daniel Schmutzhard gesellen. (7.4. Isarphilharmonie)
Abwechslungsreich geht es aber auch nach den Feiertagen weiter. Unter anderem bei den Münchner Symphonikern, die ein russisches Programm präsentieren, das abgestimmt auf die Jahreszeit mit Glasunows Tongemälde „Frühling“ eröffnet wird. Passend zu den sprichwörtlichen Frühlingsgefühlen wartet nach der Pause dann die wohl berühmteste Liebesgeschichte aller Zeiten, „Romeo und Julia“ in der Vertonung von Prokofjew. Eingerahmt hiervon erklingt mit dem zweiten Rachmaninow Klavierkonzert ein weiterer Klassiker. Solist ist Shooting Star Alexander Malofeev, der jüngst Aufsehen erregte, als er in Frankfurt kurzfristig für den erkrankten Evgeny Kissin einsprang und ebenfalls mit Musik von Rachmaninow einen großen persönlichen Erfolg feierte. Es dirigiert Daniel Raiskin. (17.4. Isarphilharmonie)
Zwei Tage später begrüßen die Symphoniker im Prinzregententheater dann ihren designierten Chefdirigenten Joseph Bastian am Pult. Auch er versteht sich als gelernter Orchestermusiker, der den Betrieb aus beiden Perspektiven kennt, bestens aufs Begleiten. Und so darf sich Pianist Frank Dupree in sicheren Händen fühlen, wenn er sich der Musik von Nikolai Kapustin widmet. Wie in viele Werken des Komponisten ist dessen Jazz-Leidenschaft auch im vierten Klavierkonzert zu hören, das damit eine perfekte Ergänzung zur jazzigen Suite für Kammerorchester bildet, die im Werkverzeichnis von Erwin Schulhoff unter der Opuszahl 37 zu finden ist. Abgerundet wird das Programm durch Musik von Aaron Copland und die Symphonie Nr. 9 von Schostakowitsch. (19.4. Prinzregententheater)
Klavier pur bietet an gleicher Stelle ein mehrfach verschobenes Solo-Rezital, dem die Fans von Arcadi Volodos bereits lange entgegengefiebert haben dürften. Wenn auch im Gegensatz zum ersten Anlauf nun mit neu zusammengestelltem Programm. Delikat wird es da bereits zum Anfang, wenn Voldos mit Auszügen aus Federico Mompous „Música Callada“ eine echte Rarität serviert. Gefolgt von zwei Titanen der Klaviermusik. Zum einen Franz Liszt, der mit seiner virtuosen Ballade Nr. 2 in b-Moll vertreten ist, und abgerundet von Alexander Scriabin, aus dessen reichhaltigem Schaffen eine Auswahl von Etüden, Préludes und Sonaten erklingt. (20.4. Prinzregententheater)
Ein kleines Jubiläum feiert im April die Zusammenarbeit zwischen dem Münchner Kammerorchester und der Pinakothek der Moderne. 20 Jahre ist es her, dass man erstmals gemeinsam zur „Nachtmusik der Moderne“ einlud. Eine Reihe, die mittlerweile Kultstatus genießt und neben exklusiven Nachtführungen durch die aktuellen Ausstellungen immer wieder interessante Begegnungen mit zeitgenössischen Komponistinnen und Komponisten bietet. Zum runden Geburtstag stehen nun Werke des Amerikaners Terry Riley im Fokus. Unter anderem „Salome Dances for Peace“ in einem Arrangement für Solo-Gitarre. Interpretiert von Sohn Gyan Riley, der für eine authentische Interpretation garantieren dürfte. Die Leitung des Abends hat Yuki Kasai. (22.4. Pinakothek der Moderne)
Autor: Tobias Hell