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Dicht & Ergreifend: „Hexenkessel in Abendgarderobe“

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Lef Dutti & George Urkwell von Dicht & Ergreifend
BU: Staunen noch immer, was Orchestermusiker drauf haben: Lef Dutti & George Urkwell © Stephan Busse

Saucooler Culture Clash: Lef Dutti & George Urkwell von Dicht & Ergreifend rappen mit den Münchner Symphonikern. Was man wissen muss

Wie kommt man denn auf die nicht ganz naheliegende Idee, mit einem Symphonieorchester aufzutreten?
Lef: Es war cool, dass wir dazu gefragt wurden. Von so etwas habe ich im Hinterkopf schon lange geträumt. Dass man mal die eigenen Songs von einem Orchester gespielt kriegt. 
George: Hast du dir überhaupt getraut, so was zu träumen?
Lef: Geträumt schon. Aber dazu kam’s bislang ja dann noch nie. Und jetzt ist es doch soweit: Jetzt gehen wir’s an!

Wie fühlt sich denn so eine Zusammenarbeit an?
Lef: Erst einmal sind die Welten so entfernt voneinander wie nur möglich. Und trotzdem wünscht sich jeder, dass wir zusammenkommen. Jeder der Mucke macht, träumt doch von so was. Ich habe mir den Gedanken lange nicht einmal zu formulieren getraut.

Warum?
Lef: Was geht ab? Wir machen ja doch nur Rap. Dass die Kooperation jetzt wirklich stattfindet, kann ich noch gar nicht glauben. Genauso wenig wie meine Eltern.

Wie groß war denn die erste Schwellenangst, plötzlich mit einem Orchester und damit mit Profi-Musikern in Frack und Abendkleid zu spielen?
George: Halb so wild. Bei der Probe hatten die ja noch was ganz Normales an.
Lef: Die fand in zivil statt.

Beruhigend. Trotzdem: Wie war das gegenseitige Kennenlernen?
Lef: Ich war schon nervös. Vor allem weil ich mir zunächst nicht sicher war, ob wir da musikalisch gut einsteigen können. Und wie wir darauf rappen sollen.

Und?
Lef: Es hat sofort funktioniert. Wir haben schnell zusammengefunden.

Wer macht dann aber die Beats: Stammt der Rhythmus jetzt vom Paukisten?
George: Wir haben schon einen DJ dabei. Der macht jetzt aber nur die Scratches. Zusätzlich zum Symphonieorchester gibt’s aber noch ein Drum Set und einen E-Bass. Das haben wir auf jeden Fall mit geordert. Wir wollten nicht, dass es keine Drums gibt.
Lef: Wenn’s jetzt nur die Pauken hinten gäbe, wär’s mir zu fad.

Nur damit man das richtig versteht: Das Orchester spielt Ihre Songs. Oder improvisiert ihr auch über Klassik?
George: Wir rappen jetzt nicht über Haydn.
Lef: Es sind unsere Beats. Das ist ja auch das Krasse. Wir haben zuerst gar nicht gewusst, was uns erwartet. Und auch wir mussten realisieren, dass dieses Orchester zunächst auch gar keinen Plan hatte, was wir machen.

Wie kommt man aus dem Problem raus?
Lef: Ganz einfach. Die Orchestermusiker haben unsere Beats erhalten - transkribiert auf Notenblättern. Dann haben die das zunächst mal ohne uns vom Blatt weg gespielt – und zwar perfekt!

Profis!
Lef: Was geht denn überhaupt ab? Da kann man sich nur verneigen. Solche Musiker gehen ganz normal in die Arbeit – so wie andere das auch machen, nur um dann Kotflügel festzuschrauben. Ganz so, als würden sie schon 30 Jahre lang Dicht & Ergreifend spielen!

Wie spricht man denn eigentlich mit den Orchestermusikern: Hochdeutsch?
Lef: (lacht) Wir versuchen’s auf Französisch oder Englisch. Mit denen kann man nicht Bairisch reden.
George: Sophisticated!

Das Transkribieren heißt aber dann auch, dass Sie Ihren Freunden und der lieben Verwandtschaft zu Weihnachten in Leder gebundene Notenblätter mit Ihrem Gesamtwerk schenken können?
Lef: Man kann sich dann damit an den Flügel setzen.
George: Ich träume insgeheim von einer musikalischen Auswertung, dass diese Zusammenarbeit auch noch aufgenommen wird. Im besten Fall sollte ein super geiles Special in Vinyl mit unseren zehn besten Songs mit klassischem Orchester rauskommen. Das wäre mir eine Herzensangelegenheit. Fett und legendär!

Wann wird’s denn überhaupt mal wieder ein neues Dicht & Ergreifend-Album geben?
George: Nächstes Jahr. Wir haben das Grundkonstrukt für die neue Platte schon fertig. Zu 50 Prozent stehen Themen und Beats bereit. Im Prinzip müssen wir jetzt nur noch ins Studio.
Lef: Aber so lange wir auftreten gehen, wollen wir vor Publikum spielen. Wenn das nicht möglich wäre, befänden wir uns wohl schon längst wieder im Studio.
George: Mit tiefgründigen Ideen.

Tatsächlich?
George: Sehr tiefgründig. Immer!

Wie wird denn eigentlich Ihr Bühnengewand für den Orchester-Auftritt aussehen: Frack? Schwarze Caps?
George: Wir hirndeln dazu noch.
Lef: Wenn uns nichts einfällt, schauen wir genauso aus wie immer.
George: Wir freuen uns auf so einen richtigen Hexenkessel in Abendgarderobe!

Sie erwarten mehr als nur Rascheln mit den Programmheften, oder? Man sollte schon aufstehen und tanzen.
George: Auf jeden Fall. Und man sollte sich natürlich rasch wieder seiner Abendgarderobe befreien.

Interview: Rupert Sommer

Das München-Konzert von MundART meets Classic, unter anderem mit Dicht & Ergreifend, Pam Pam Ida und Oimara steigt am 15. September am Nockherberg. Wer das verpasst, kann danach nach Augsburg und Nürnberg weiterziehen. Alle Infos: www.mundartmeetsclassic.de/

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