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Die Konzert-Highlights im November: Bald geht es los!

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Die Konzert-Highlights im November 2022
Liebesbriefe, Notsignale, Freiluftbeobachtungen und Entspannungshymnen: Animal Collective © Veranstalter

Dillon protestiert, Mädness bleibt optimistisch, Masha Qrella vertont Texte von Thomas Brasch und Volbeat freuen sich wie Roboter 

Red waren viel unterwegs, oh ja, u.a. mit Bands wie Buckcherry, Papa Roach, In Flames. Und ihr Info ist eine einzige Zahlenschlacht: 3 Millionen Alben verkauft, 350 Millionen Streams, 30 Nr. 1-Radiosingles, 1 Million Follower auf Facebook, 100k auf Twitter, 90.000 Abonnenten auf Insta ... usw. usf. Recht ermüdend, all das, doch dann die Erleuchtung, denn, so ist der Excel-Datei zu entnehmen: „Sie gewinnen (neben 1000 anderen Preisen, Anm. v. mir) den Grammy für christliche Musik“. Wusste ich gar nicht. Gibt’s denn auch einen für unchristliche Musik? Halleluja! (2.11. Backstage)

Zum ersten Mal seit 2009 gibt es wieder ein neues Album von Muff Potter. Mit dem im August dieses Jahres erschienenen „Bei aller Liebe“ haben die legendären Indierocker sich selbst und ihre Liebe zur Musik wieder entdeckt. Wie gewohnt wird all das dann mit sehr viel Emphase, Dringlichkeit und bissiger Zeitgeist-Diagnostik vorgetragen. Große Freude. (4.11. Freiheizhalle)

The New Roses stehen wie kaum eine andere Band für authentisch-erdige „Working Class Rock Music“ die den Song und die Verbindung zum Publikum ins Zentrum ihres Schaffens stellt. Durch verschiedenste Einflüsse aus Classic- und Hardrock bis Country und Blues entsteht hier ein eigenständiger Sound, den sich Fans und Kreative gerne auch mal im Stadionformat vorstellen. (5.11. Backstage)

Ulm, September 1993, aus einem Probekeller schallen verzerrte Gitarren, wummernde Bässe und krachende Drums. Dazu singt eine junge Frau schüchtern ein paar Töne. Die Geburtsstunde von Die Happy! Aus dem anfänglichen Krach entsteht schon bald ein eigener Musikstil, der sich seither „Popcore“ nennt. Stirb langsam oder fröhlich oder - guter Rat, nicht teuer - lass es vorerst einfach bleiben ... (5.11. Strom)

Comebacks hin, Karrierepläne her, Mädness ist als Rapper, was er auch als Mensch ist: im Flow. „Maggo lebt“, während vieles vor die Hunde geht, die Sitten, die Kultur, die Welt schlechthin. Seine Ende September erschienene neue Platte versteht sich als Antithese zum tristen Rap-Pessimismus und als Plädoyer für Werte und Überzeugungen – für Akzeptanz und Freiheit. „Maggo lebt“, und zwar das gute Leben. (6.11. Backstage Club)

Als Sudan Archives kombiniert Brittney Denise Parks Einflüsse von R&B, HipHop und experimentellem Electro mit westafrikanischem Geigenspiel, welches sie sich autodidaktisch aneignete. Dabei treffen immer wieder avantgardistische Kompositionen auf zeitloses Songwriting, was The Guardian einst dazu veranlasste von den „sinnlichsten und schönsten Musikstücken im Jahr 2019“ zu schreiben. (6.11. Ampere)

Mit ihrem Debütalbum „MINT“ konnte Alice Merton beachtliche Erfolge verzeichnen. Ihre Musik wurde weltweit über 1 Milliarde Mal gestreamt, erreichte die Top 10 Charts vieler europäischer Länder und bekam eine Gold-Auszeichnung in den USA. Nebenbei führte sie als Jurorin bei `The Voice of Germany ´, ihre Kandidatin zum Sieg. Im Juni erschien nun ihr zweites Album „S.I.D.E.S.“ auf ihrem eigenen Label. Selbst ist die Frau! Support: Amistat. (9.11. Muffathalle)

Masha Qrella ist in der Pop-Kultur-Blase bekannt wie eine bunte Hündin. Hängt wohl damit zusammen, dass sie ihre Platten bei Kultlabels wie Monika Enterprises, Morr Music und nun Staatsakt veröffentlicht(e). Und ja, ihr aktuelles Label ist wohl ausgewählt, denn auf ihrem neuen Album singt sie mit ihrer bezaubernden Stimme Texte des großen deutschen Schriftstellers, Dramatikers und Lyrikers Thomas Brasch, was dann einem „Staatsakt“ schon sehr nahe kommt ... (10.11. Milla)

Um es kurz zu machen: Keine Band schaffte es zielsicherer und stilvoller den guten alten Indie-Pop in die Gegenwart zu transferieren. Gut also, dass Stereolab wieder am Start sind, sie werden nämlich bis auf weiteres noch gebraucht, und zwar: dringend. (14.11. Freiheitshalle)

Mit ihrer leidenschaftlichen Mischung aus Jazz und Blues entfaltet Melody Gardot stets den Zauber der Zerbrechlichkeit. Im Stile einer mysteriösen Nightclub-Diva scheint sie mit ihrer imposanten Bühnenpräsenz einem Cinema Noir-Klassiker entstiegen. Mit unsicheren Schritten - welche auf einen schweren Unfall zurückzuführen sind - bahnt sie sich dann den Weg auf die Bühne, wo sie hingebungsvoll Begehren und Enttäuschung, Liebe, Leid und Lust in Songs packt. (14.11. Isarphilharmonie)

Das New Yorker DJ-Duo The Chainsmokers hat eine der rasantesten Karrieren hingelegt, die man in der Welt der Dance-Music je gesehen hat. Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatten Andrew Taggart und Alex Pall 2013 – bereits im Folgejahr erlebten sie ihren internationalen Durchbruch. Seither hat es beinahe jede The Chainsmokers-Single hoch in die Charts geschafft. (14.11. Zenith)

Beth Hart ist aktuell so authentisch wie nie zuvor. In einer Musikindustrie voller Hochglanzproduktionen und retuschierten Fotoshootings ist sie die Künstlerin, die ihre Karten offen auf den Tisch legt und ihre dunkelsten Geheimnisse preisgibt. Noch nie hat sich die Grammy-nominierte Blues-Lady auf einer Platte so roh präsentiert wie auf „War In My Mind”. Man darf gespannt sein. (14.11. Circus Krone)

„6,5 Milliarden ...“ ... doch Halt, STOPP! Nicht schon wieder dieses Zahlengeprotze! Denn: Shinedown haben sehr viel mehr zu bieten als Myriaden von Fans und Streams und Klump und Zeugs. In ihren Rocksongs liefern sie einen prägnanten und doch optimistischen Blick auf die Brüche und Ausfransungen einer Gesellschaft, die in den letzten Jahren viele Herausforderungen erlebt hat. Diese tragen dabei stets eine Botschaft der Hoffnung, des Durchhaltevermögens, des Triumphs und des Mitgefühls in sich. Kein Wunder dass da 6,5 Milliarden… Mit dabei: Asking Alexandria und Zero 9:36 (19.11. Zenith)

„Time Skiffs“, das erste Studioalbum von Animal Collective seit über fünf Jahren, hört sich ein bisschen an, als würde man einem Gespräch unter vier alten Freunden lauschen. Die neun Songs sind gewissermaßen Liebesbriefe, Notsignale, Freiluftbeobachtungen und Entspannungshymnen, mithin also die Botschaften von vier Menschen, die in Beziehungen, Elternschaft und Sorgen von Erwachsenen hineingewachsen sind. Ihr musikalisches Rezept dabei? Harmonien, so üppig, dass man am liebsten darin baden möchte, Rhythmen, die so vertrackt sind, dass man sie einzeln decodieren möchte und last but not least Texturen, die einen staunend machen und man sich nichts dringlicher wünscht, als den Zauber von Animal Collective zu entschlüsseln. Dringende Empfehlung! (20.11. Muffathalle)

Gitarren, eine deftige Portion Soul und zeitloses Songwriting: Mit diesem ebenso einfachen wie schlüssigen Erfolgsrezept konnte Haley Johnsen sofort Medien und Fans gleichermaßen über - zeugen. So auch mit ihrem aktuellen Album „Goner“. Die Range der 12 Albumtracks könnte breiter nicht sein: 80er Vibes, intime Akustikballaden und sphärisch-poppige Gitarrenwände. Support: Zoëla (22.11. Kranhalle)

Ihr dreieinhalbtes Album ist fertig. Genau – dreieinhalb. Denn nach Nummer zwei kam mit „Wer jagt mich wenn ich hungrig bin“ 2019 ein „Halbum“, also ein halbes Album. Womit klar ist, wie die Band Buntspecht tickt. Die Realität ist immer ein Eck verdreht. Das klingt, als hätten Hildegard Knef und Bertolt Brecht ein Konzert der Dresden Dolls gesehen, Salvador Dalí besucht und sich dann mit etwas Absinth im Studio verschanzt. Kammerpop mischt sich mit Cabaret-Punk und Österreicher-Klezmer zu einer entrückten Klangerfahrung mit Texten, die sich allen gängigen Verständnissen und Eindeutigkeiten entziehen. (22.11. Backstage)

Das zauberhafte Folkpop-Pärchen Ocie Elliott schreibt Songs, die sich lebendig anfühlen. Songs, die ihre eigenen Erinnerungen, Erfahrungen und Emotionen in sich vereinen. Songs, die ihr gemeinsames Leben so spiegeln, als würde es auf die große Leinwand eines alten Kleinstadttheaters projiziert. Zum Niederknien schön! (23.11. Strom)

Die dänischen Rock’n’Roll-Rebellen Volbeat - klingen in ihrem Statement zwar eher wie Roboter - freuen sich aber wohl trotzdem wie deppert auf ihre nun anstehenden Shows: „Endlich, nach so langer Abwesenheit, können wir unseren Fans eine richtige Headline-Tour anbieten. Wir können es kaum erwarten! Bald geht es los! Wir sind auch sehr glücklich darüber, mit Skindred und Bad Wolves, zwei unglaubliche Bands, die wir als Freunde bezeichnen dürfen, mit auf der Tour dabeihaben.“ Wir können es auch kaum erwarten! Wir sind auch sehr glücklich darüber! Bald geht es los! Wir sehen uns da! (26.11. Olympiahalle)

Neal Francis schaut nicht nur sensationell gut aus, nein, er hat mit seinen 32 Jahren, wohl auch „schon mehrere Leben gelebt“. A wuida Hund, wie wir hier zu sagen pflegen, ist er halt, da Neil Francis. Der in Chicago geborene Musiker wird von den Medien aber nicht nur dafür gefeiert, denn üblicherweise steht schon seine Musik im Vordergrund: BBC-Legende Craig Charles etwa findet, dass er die „Reinkarnation von Allen Toussaint“ sei, wohingegen im kultigen Radiosender KCRW behauptet wird, man fühle sich an „Leon Russell, Dr. John und JJ Cale“ erinnert. Klingt vielversprechend. (26.11. Milla)

Wer Solar Fake schon einmal live erlebt hat, weiß, dass hier der Funke zwischen Band und Publikum ab der ersten Sekunde überspringt und bis zum letzten Ton glimmt. Naturlich wird es ne- ̈ ben neuen Songs auch alte Hits sowie einige Raritäten zu hören geben, was dann nicht nur für eingefleischte Fans sondern alle, die Spaß an einem abwechslungsreichen Mix aus Electro, Industrial, Pop und Punk mit intensiven Texten haben, ein wundervolles Erlebnis werden dürfte. (26.11. Backstage)

Vor rund zehn Jahren erschien Ben L’Oncle Soul quasi aus dem Nichts auf der Pop-Bildfläche. Mit wirklich geistreichen Coverversionen von Hits, die frisch und unverbraucht im Soul-Gewand daher kamen, schaffte er es sofort in die Playlisten der Radios. Doch in dem französischen Sänger steckt weitaus mehr als bloß ein Gespür für einzigartige Interpretationen. Ben L’Oncle Soul ist ein Vollblutmusiker und vor allem auch einer, der sich mit jedem seiner folgenden Alben neu erfand. (29.11. Freiheizhalle)

Kelvin Jones ist Fan von B.B. King, Buddy Guy und John Mayer. Seine Songs sind eine perfekte Melange aus Blues und mitreißendem Pop. „Natürlich kenne ich die Musik von Robert Johnson und Charlie Patton“, bestätigt Kelvin Jones gerne mal in Interviews, „aber die Eintönigkeit des alten Delta-Blues macht mich ungeduldig. Ich liebe es melodiös.“ Deswegen: „B.B. King ist mein größter Einfluss, weil er auf der Gitarre keinen Ton zu viel spielt — und zugleich dem Blues-Schema die schönsten Melodien abgerungen hat.“ Wir halten fest: Jones ist trotz seines jungen Alters bereits ein formidabler Minimalist. Er singt mit souliger Stimme und seine Melodien sind dabei ebenso eingängig wie schwelgerisch, ganz ohne eklektische Verzierungen. (30.11. Strom)

Dillon ist begeisterter Fan des Künstlers und Produzenten Alexis Troy, dessen Arbeit sie seit Jahren bewundert. Für ihr Album „6abotage“ konnte sie nun während der Zusammenarbeit mit ihm „auf einen Teil von mir zugreifen, der künstlerisch noch zu erforschen war“. Dieses ist Liebesbrief, Hilferuf und Konsequenz in einem. Geschrieben, produziert und aufgenommen in völliger Isolation, ohne dass das Duo Dillon/Troy jemals im selben Raum war. „6abotage“ sei, so Dillon, „schmerzhaft und verzweifelt, aber auch beruhigend und hingebungsvoll. Ein erfolgreicher Protest.“ Klingt nach großer Kunst. Ist es auch! (30.11. Freiheitshalle)

Autor: Gerald Huber

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