Unsere Heimkino- und Streamingtipps für die Feiertage

Gothpunks, Western Skies, Superstars und Kinosüchtige – die Feiertage können kommen!
Oje! Im ersten Teaser von „Scream 6“ wird Jenna Ortega von Ghostface gestalked und muss um ihr Leben fürchten! Wann bekommt die „Wednesday“-Darstellerin mal eine Pause?, fragt das Klatsch-Fachmagazin Glamour und macht sich berechtigte Sorgen um die junge Schauspielerin und neuen Teenieschwarm. In ihrer Rolle als Wednesday Addams erobert sie in der Netflix-Serie die Herzen der jungen (und junggebliebenen!) Zuschauerinnen Zuschauer mit stoischem Gesichtsausdruck, wohl dosiertem Sadismus (was für ein Intro!) und einer Tanzszene, die wohl wie seinerzeit Thurmans und Travoltas Twist aus „Pulp Fiction“ in die Filmgeschichte eingehen wird. Bleibt zu hoffen, dass auch die Gothpunks The Cramps für ihren Song „Goo Goo Muck“ ein bisschen posthume Ehre (und Kohle für die Erben!) erhalten - wie damals der gute alte Chuck Berry. „Tim Burton is back“, schallte es aus den Gazetten weltweit, und fürwahr, der für die ersten vier Folgen der Serie zuständige Kult-Regisseur hat nach dem eher schwachen „Dumbo“ zur alten Form gefunden. Ein großer Spaß für die ganze Familie ist das und auch ein famos aufspielendes Ensemble mit u.a. Catherina Zeta-Jones, Luiz Guzmán, Christina Ricci scheint diesen beim Dreh gehabt zu haben.
Großes Kino, das eigentlich auch eine große Leinwand verdient hätte, ist die britische Western-Serie The English (MagentaTV/BBC) von Hugo Blick mit Emily Blunt in einer ihrer besten Rollen. Mit dem Plan, den Mann zu erschießen, den sie für den Tod ihres Sohnes verantwortlich macht, ist Cornelia Locke (Blunt) Ende des 19. Jahrhunderts aus England in die USA gekommen. Auf ihrer Suche trifft sie den Pawnee Eli Whipp (Chaske Spencer), der einst in der US-Kavallerie gedient hatte. Als ungleiches Paar müssen sich die Lady und der Scout durch einen grausamen im wahrsten Sinne des Wortes „wilden“ Westen schlagen, der mehr mit Tarantino als John Ford zu tun hat. Emiliy Blunt schauspielerische Leistung verdient Respekt, als Rachefilm angelegt, kann die Serie auch mit unglaublichen Landschaftsaufnahmen aufwarten und ist außerdem bis in die Nebenrollen hervorragend besetzt.
Er ist der Popstar der Stunde und, Elvis „The King“ Presley hat es vorgemacht: auf der Bühne stehen allein reicht irgendwann nicht mehr aus, auch wenn die Bühne bei Harry Styles nächstes Jahr zweimal Olympiastadion heißt. Nein, die große Leinwand muss her, damit wirklich ALLE Menschen auf dieser großen Welt ein bisschen teilhaben können am Glam/Ruhm/Fame – oft gehen dabei Ambition und Können getrennte Wege, in diesem Fall aber nicht. Styles sammelte Nebenrollen-Kinoerfahrung in Blockbustern wie „Dunkirk“ und „Eternals“, 2022 war er gleich zweimal in Hauptrollen zu sehen: In „My Policeman“ von Michael Grandage mimt er einen bisexuellen Polizisten; in dem spannenden Sci-Fi-Psychothriller Don’t Worry Darling (Warner) von Olivia Wilde den gestressten Ehemann Jack. Dieser lebt mit seiner Frau Alice (Florence Pugh) in einer utopisch geführten Gemeinschaft. Das Experiment in den 1950ern wird von der glamourösen Firma Victory geleitet, doch der Schein trügt. Alice kommen Zweifel an dem Leben im „Mad Men“-Stil und sie beginnt die wahren Machenschaften dieser Luxusgesellschaft und dem „Victory-Projekt“, das von dem charismatischen Frank (Chris Pine) geführt wird, zu hinterfragen. Mit fatalen Folgen ... Bis zum Schluss spannend und vielschichtig inszeniert, beim schnulzigen Fifties-Soundtrack kommen fast schon Erinnerungen an Lynchs „Blue Velvet“ auf.
Und hier nochmal ein Märchen, bereits öfters erzählt, am genialsten wohl von Giuseppe Tornatore in seinem Meisterwerk „Cinema Paradiso“. Regisseur Pan Nalin hat die Handlung nun von Sizilien nach Indien verlegt, dort wird der junge Samay in Das Licht, aus dem die Träume sind (good!movies) gezogen. Filmvorführer Fazal lässt den Jungen in sein Kämmerchen, als Gegenleistung darf er Samays leckere Lunchbox aufessen. Schon bald schwänzt Samay die Schule, denn sein Entschluss steht fest: er will Filme machen! Eine weitere Liebeserklärung an das Kino - wenn man sich die Zuschauerzahlen anschaut: heute wichtiger denn je.
Autor: Rainer Germann