Komödie, Horror und Doku: Die Kinostarts vom 29.09.

Herbstzeit ist Kinozeit. Diese Filme starten am heutigen 29.09. in den Münchner Kinos.
Für Kaiser, Gott und Vaterland. Die Schüler Paul (Newcomer Felix Kammerer), Albert und Müller melden sich in patriotischem Eifer freiwillig zum Einsatz, um den Erbfeind Frankreich zu besiegen. Wie lange, wie schrecklich, wie absurd das Ganze werden sollte, wie alle Werte und Glaubenssätze im blutigen Gemetzel ihren Sinn verlieren, ist da noch keinem klar. Im Westen nichts Neues, der (von den Nazis prompt verbotene) Bestsellerroman von Erich Maria Remarque dient als Grundlage für die Neuverfilmung von Edward Berger. Staatssekretär Matthias Erzberger (Daniel Brühl) verhandelt bereits über einen Waffenstillstand. General Friederichs (David Striesow) aber will eine Niederlage niemals hinnehmen, und so bleibt Paul an der Front. Ein mitreißendes Antikriegsdrama. Jetzt im Kino, später bei Netflix – und der deutsche Kandidat für die Oscars 1023.
Von der Lüge leben. Lars Bogenius (Jonas Nay) ist jung, erfolgreich, der Reporter der Stunde und Hoffnungsträger für ein großes Nachrichtenmagazin: Seine Geschichten sind emotional, skandalträchtig, preisgekrönt. Doch sein freier Kollege Romero (Elyas M’Barek) entdeckt, was nicht sein darf: Bogenius‘ Stories sind einfach zu gut, um wahr zu sein! Gegen alle Widerstände sucht Romero nach der Wahrheit und setzt dabei alles aufs Spiel. Mit Tausend Zeilen hat Michael Bully Herbig einen der größten Presse-Skandale der letzten Jahrzehnte als komödiantische Satire mit Starbesetzung verfilmt. Als Vorlage diente das Buch von Juan Moreno, der die Fälschungen des berühmten Spiegel-Journalisten Claas Relotius 2018 enthüllt hatte.
Rouge, Blanc, Rosé? Ziemlich ahnungslos ist die charmante Hortense (Isabelle Carré), als sie in den kleinen Weinladen des etwas grummeligen Jacques (Bernard Campan) stolpert. Scheinbar grundverschieden, funkt es zwischen den beiden. Dank Jacques‘ dauerkiffendem Praktikanten Steve, der nur wegen eines Resozialisierungsprojekts bei ihm gelandet ist, überwindet sich der Griesgram, und lädt Hortense zu einer Weinverkostung ein. Ein rauschender Abend, das Glück einer unverhofften Begegnung. Doch beide werden von ihrer Vergangenheit und ihren verpassten Träumen eingeholt, die so gar nichts mit einem guten Bouquet im Abgang zu tun haben … Die französische RomCom Weinprobe für Anfänger von Routinier Ivan Calbérac („Der Sommer mit Pauline“, „Frühstück bei Monsieur Henri“) überzeugt mit ihrem fabelhaften Cast.
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Hinter den Fassaden. Helga ist 62, elegant, lebt in gediegen bürgerlichen Verhältnissen. Ihr Mann hat sie sitzengelassen. Ihre Putzfrau ist in Urlaub, schickt eine Vertretung. Einen Mann aus Polen. Trotz Sprachbarrieren und anfänglichen Abwehrversuchen ist Ryzsard bald das späte Glück, das Helga lieber für sich behalten möchte. Was würden Freunde, Familie und Nachbarn sagen, würden sie davon erfahren? Da kommt noch was ist eine feinsinnig-zarte Komödie von Mareille Klein. Sie erzählt in liebevoll-ironischem Ton vom beinahe scheiternden Leben in bürgerlichen Konventionen, aus dem der Ausbruch immer lohnt.
Gated Community. Anna ist Security in einem Luxus-Quartier am Waldrand, gut abgeschirmt von der rundum bedrohlichen Welt. Als der Hund des Hausmeisters verschwindet, sehen sich Anna und ihre Tochter Iris mit den wild wuchernden Ängsten und Verdächtigungen der Bewohner:innen konfrontiert. In der Bildsprache an Yorgos Lanthimos erinnernd, entwickelt sich eine dystopische Zukunftsvision, in der jede:r nur darauf aus ist, seine eigene Haut zu retten. Wir könnten genauso gut tot sein, der gelungene Debütfilm der jungen russisch-deutschen Regisseurin Natalia Sinelnikova, ist eine groteske Gesellschaftssatire.
Ein Musical, zum 250. Jubiläum der Schule. Ida ist in Jo verknallt. Helene aber auch. In Die Schule der magischen Tiere 2 geht’s wieder um Freundschaft und Zusammenhalt. Zum sprechenden Fuchs gesellen sich ein rappender Pinguin und ein Chameläon, der Direktor ist streng und ein Unbekannter gräbt nachts Löcher im Schulgelände. Unterscheidet sich kaum von Teil 1, und der war ein Riesenerfolg im Kino.
Tolles Thema. Acht Frauen zwischen 30 und 75 erzählen über Mutterschaft, Sehnsüchte, Sex, Partner, Körper, Beruf, Haushalt … Interessant, wichtig, wollen wir das im Kino sehen? Und ob! Denn in Caroline Schmidts Doku-Essay Mutter übernimmt Anke Engelke (!) überzeugend alle Stimmen, alle Rollen und führt in prägnanten Szenen durch den weiblichen Alltag: Von der Badewanne ins Meeting, vom Fensterputzen zum Theaterbesuch. Glück und Unglück, Frust und Lust, Selbstbild, Fremdbild … Ergebnis: Eine spannende Gesellschafts-Analyse, gleichzeitig perfekt unterhaltsam – Bourdieu fürs Kino!
Von wegen „Gastarbeiter“. Liebe, D-Mark und Tod ist ein beeindruckender Dok-Film über die großartige Musik der einstigen türkischen Arbeits-MigrantInnen und ihrer Enkelkinder, der nebenbei (und mit tollem Filmmaterial) auf die letzten 50 Jahre zurückblickt, mit Lebensgeschichten, von denen die deutsche Mehrheitsgesellschaft bis heute keine Ahnung hat.
Zeit für Utopien! Biobauer Christian Bachler muss vom „Oberbobo“ Florian Klenk, Chefredakteur der Wiener Zeitschrift „Falter“ schlaue Sprüche über artgerechte Tierhaltung lesen. Und lädt ihn ein auf seinen Hof in der Steiermark. Als die Bank Christians Hof versteigern will, startet Florian eine Spendenaktion. Klappt. Wie so vieles in Kurt Langbeins Der Bauer und der Bobo, einer beeindruckenden Doku über das Überwinden von (beiderseitigem) Klassismus, Freundschaft, Solidarität und Zuversicht.
Sie werden sterben! Warum sind alle, die es gesehen haben, tot? Und Sie noch am Leben? Analytikerin Rose musste hilflos den Suizid einer Patientin mitansehen. Es gibt ähnliche Fälle. Alle haben offenbar ein „Gesicht“, setzen dabei ein irres Lächeln auf. Ist Rose das nächste Opfer? Smile – Siehst Du es auch? heißt der Horrorfilm um eine übernatürliche Bedrohung.
Hermann Barth / Carlotta Wachotsch