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Film-Festivals: Kampf der Geschlechter, überall

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Lachen und Sündigen: My Thoughts Are Silent
Lachen und Sündigen: My Thoughts Are Silent © Verleih

Diesen Monat mit den Festivals: Kino Asyl, Latinos, Doks im KiM

Menschen mit Fluchterfahrung präsentieren Filme aus ihrer Heimat. Bei Kino Asyl ist Gelegenheit zum Kennenlernen, beim Filmeschauen und den Gesprächen drum herum. Zum Auftakt: Blue Yellow Stork, ein Kurzfilm, der handelt von ukrainischen Geflüchteten. Dazu A Pain Called Migration, der lässt afghanische Flüchtlinge erzählen, die, als wenig geschätzte Minderheit, im Iran leben. Und: Das Buch der Erinnerung, ein Versuch, das Drehverbot während des jüngsten Krieges um Berg-Karabach mit Zeichnungen zu umgehen. Oder: My Thoughts are Silent, eine ukrainische Komödie. Der junge Vadym liegt ständig im Clinch mit seiner Mutter. Er träumt von Kanada. Für einen gut dotierten Job soll er Geräusche von Tieren in den Karpaten aufnehmen. Oder: Rebuni – der äthiopische Spielfilm erzählt von einer jungen Frau, die mit einem Geschäftsmann verhandelt, der das Land eines Bauern kaufen will. Oder: Talaatay Nder, das bedeutet „Dienstag von Nder“, in Wolof. Am 7. März 1820, einem Dienstag, griffen die Frauen von Nder, einem Dorf der Linguères (Königinnen) in der reichen Provinz Walo, zu den Waffen, um gegen ihre Unterdrücker zu kämpfen. Eine starke Geschichte, die im Senegal jeder kennt. (Im Werkraum, im NS-Doku-Zentrum, im Bellevue di Monaco, in der HFF … Der Eintritt ist frei! So 4. bis Fr 9.12., www.kinoasyl.de).

Die Lateinamerikanischen Filmtage eröffnen mit Lucrecia Martels Terminal Norte, einem kämpferisch-sinnlichen Porträt der Musikszene in Salta in Argentinien, im Zentrum Tango-Sängerin Julieta Laso. Im Sozialdrama Robe of Gems, das in Berlin den Silbernen Bären gewann, kreuzen sich die Wege dreier Frauen im mexikanischen Hinterland. In der Dystopie Medusa begeistern sich junge Brasilianerinnen für einen charismatischen Priester und ein ultra-konservatives Weltbild. Nachts bewaffnen sie sich und ziehen durch die Straßen, um junge Frauen zu „bekehren“. São Paulo ist wie ein überdimensionierter Irrgarten. Pedro macht auf Webcam-Boy, Isabella lernt für die Uni, Landei Jonata freut sich aufs Cruisen in der Megacity. Tres tigres tristes ist eine „surreale Reise voller Magie, Nostalgie und Drag“ lobte die Berliner Teddy Award-Jury. Im Regenwald des Amazonasstaats Rondônia leben die 180 Angehörigen des Stammes der Uru-eu-wau-wau. Siedler und Bauern greifen immer wieder illegal in die Unversehrtheit des Gebiets ein, um ihren „brasilianischen Traum“ vom Besitz eines eigenen Stückchens Land zu erfüllen. Die bildgewaltige Doku The Territory begleitet den Kampf der Indigenen um Identität und Überleben. (Luise, Werkstattkino, Gasteig HP8, Di 29.11. bis So 4.12., www.lafita.de)

Elisa Nadals experimentelle Körper-Bewegungs-Studie Prisoners of the Body war 2020 für den Studenten-Oscar nominiert. In My Free Will geht’s um einen Heiratsantrag. Ist man wirklich frei in seinen Entscheidungen? Elisa fragt Gehirnforscher, Yogalehrer, Psychologen und Freund:innen. Ihre beiden Filme gehören zum Programm des 1. Dokumentarfilmfestivals im KiM-Kino. (Sa/So 3./4.12.)

Das Filmmuseum setzt im Dezember seine Hong Sangsoo-Reihe fort, startet neu mit einer Claude Sautet-Retrospektive und feiert die neueste Restaurierung aller drei Teile von Francis Ford Coppolas The Godfather.

Hermann Barth

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