So und nicht anders geht zugewandtes, schwerst gelungenes politisches Kino.
Patriarchat abschaffen! Ganz viele Aha-Effekte zeitigt das recherchestarke Talkie Feminism WTF, in dem viele, kluge, beredsame Expert*innen anschaulich und pointiert erklären, worum es geht. Dazu sehr unterhaltsame Verhaltens-Tests und Performances. Auch und gerade Geht-mich-doch-nichts-an-Cis-Männern ans Herz gelegt.
Anything goes. Der Bub kommt vom Land. Verdient sich als Escort eine goldene Nase, dann konvertiert er zum Judentum und zieht nach Tel Aviv, dann macht er bei der AfD Karriere! Und, klar, feiert sich laufend selbst im Netz. Jetzt ist er 33, sein Lover hat ihn längst geghostet, die Mama liest ihm die Leviten – und zwischen Koks, Alc und Fun gibt’s gern mal haltlos viele Tränen. Goldhammer begleitet ein queer-exzentrisches, trist pseudo-emanzipatorisches Millenial-Dasein. Die krasse Fortsetzung von „Lord of the Toys“.
„Alles außer Wien is mer z‘eng“. Der Nino, Voodoo Jürgens, EsRap, Stefanie Sargnagel … Vienna Calling ist ein Must für alle Fans der einzigartigen Wiener Musikszene, von Sprachwitz, Anarchie und begründet melancholischem Sinnieren, schönster Heimatsound, mal Kreuz, mal queer, mal Karlskirche, mal Ottakring.
Opfer oder Täter? Dominic Ongwen wurde mit Neun von der Lord’s Resistance Army in Uganda entführt, zum Kindersoldaten gemacht, beging später als Kommandant ungeheure Gräuel. 2016 steht er in Den Haag vor Gericht. Theatre of Violence hinterfragt zum ersten Mal, ob es Sinn macht oder bloße Anmaßung ist, über Verbrechen zu urteilen, die sich westlicher Beurteilung entziehen.
Black Metal // Black Lives Matter. Play with the Devil: Becoming Zeal & Ardor ist ein netter Aficionado-Film über den Schweizer Marcel Gagneux, der mit seiner Handmade Music die Metal-Szene aufmischte, mit Freunden eine Band gründete und heute, als unfreiwilliger „Apostel der Gegenkultur“, mit Livekonzerten für Begeisterung sorgt.
Why We Fight. Eastern Front begleitet ein ukrainisches Ambulanz-Team bei seinen Einsätzen. Sie gehören zur „Generation Maidan“. Erzählen, wie der Krieg sie verändert hat, von ihren Traumata, Träumen, Überzeugungen – und gehen nach dem Urlaub, klar, wieder an die Front.
„Paris is burning“, 2.23. Im energiegeladenen Kokomo City erzählen vier Schwarze trans* Sexarbeiterinnen von Leben und Alltag in New York und Atlanta. Lust und Begehren, Klatsch und Bekenntnis, Tabus, Gewalterfahrungen, Empowerment, samt Reenactments und coolem Soundtrack.
The Spirit(s) of Music. Saxophonist Lee Konitz, Gitarrist Bill Frisell, Schlagzeuger Paul Motian, Percussionistin Midori Takada, Kontrabassist Thomas Morgan … sie alle spielen mit und für den Komponisten Jakob Bro. Intensive Begegnungen, in New York, Berlin, Kopenhagen ... 14 Jahre lang haben ihn Jørgen Leth und Andreas Koefoed begleitet. Sehen zu. Hören zu. Music for Black Pigeons ist mal Meditation, mal magische Beschwörung, mal hoch konzentriert, mal verspielt – „a celebration of life“.
DOK.Fest 2023
In den Kinos: 3. - 14.5.
Im Stream: 8. - 21.5.
Alle Infos: www.dokfest-muenchen.de
Hermann Barth