Satire an sich aber interessiert Bruno Dumont nicht, seine France wird in ihrer innersten Existenz erschüttert. France de Meurs, in ihrem Namen klingt das französische Wort für Sterben an, und der demeuré ist im Französischen ein Schwachkopf. France wird mit einem ganzen Arsenal melodramatischer Momente konfrontiert, sie fährt mit dem Wagen einen jungen Mann um, hat Krach mit ihrem Lebensgefährten, einem Literaten, sie geht auf Reha in ein winterliches Sanatorium – eine der Mitleidenden dort ist Juliane Köhler, in blasierter Zauberberg-Seligkeit – und erfährt, dass Liebe brutaler Verrat sein kann, sie verplappert sich mal, als sie nicht merkt, dass ein Studiomikro eingeschaltet ist usw. ...
Dumont filmt Léa Seydoux aus der Distanz, um ihr Geheimnis zu bewahren, ihre Komplexität, ihre Tiefe. Immer öfter fängt France an zu weinen, unwillkürlich, und Seydouxs Tränen sind verstörend und bewegend und unbegreiflich. Auch France ist auf ihre Weise eine Heilige, und es geht in Dumonts Film um Erlösung. Wie man sich mit Melancholie aus dem System der Medienwelt befreit, hat Léa Seydoux das in einem Interview genannt. Erlösung ist möglich, sagt Dumont, sie ist winzig, aber wunderschön.
Autor: Fritz Göttler