Max und Moritz am Viktualienmarkt: Vinophile Lausbuben

Mit dem Max und Moritz hat eine neue Weinbar für deutsche und südafrikanische Tropfen auf dem Viktualienmarkt eröffnet
Der Weinverkauf Kallstadt auf dem Viktualienmarkt war Legende: 48 Jahre lang diente die Weinbar mit Straßenverkauf nicht nur dem Genuss, auch „Kontakt mit Schwips“ war möglich, ganz ohne Tinder. Hierher kamen die Verkäuferinnen der Innenstadt-Kaufhäuser genauso wie Herren im „besten Alter“ um sich kennenzulernen - manchmal wurde auch mehr draus und der Wein aus der Pfalz von der Winzergenossenschaft Kallstadt war oft nur Nebensache. 2021 war Schluss – Inhaber Walter Hoffmann ist vor ein paar Jahren verstorben, seine Schwägerin, die vorerst die Weinhandlung weiterführte, konnte die Stadt bei einer Neuausschreibung nicht überzeugen.
Aber die beiden Freunde Max und Moritz, die unter diesem Namen nach einer Komplettsanierung den traditionsreichen Weinverkauf übernommen haben und nun in die Moderne überführen. Der Laden ist nicht mehr wiederzuerkennen – statt Holzverkleidung und -fässern, dominieren hier dunkle Wände mit einem horizontal angeordneten Weinsortiment, dazu eine kleine Bar mit Ausschank sowie ein modern gestalteter Außenbereich mit schwarzen Bistrotischen, Olivenbäumchen und Ausblick auf den Fischhändler Poseidon, von dem man sich (wie von allen anderen Ständen) eine Kleinigkeit zum Verzehr vor Ort holen kann, denn eine Gastro-Lizenz hat auch die neue Weinbar nicht.
Angefangen haben Max und Moritz, die vor 26 Jahren am selben Tag im Klinikum Großhadern das Licht der Welt erblickten, nach einer gemeinsamen Reise nach Südafrika mit 4000 Flaschen Importwein, die sie vor allem an die Münchner Gastronomie verkauften. Einmal Blut geleckt, gründeten sie ihren Onlinehandel The WineStore, danach machten sie sich auf die Suche nach der idealen Örtlichkeit, um Weinbegeisterten ausgewählte deutsche und südafrikanische Weine aus bio-zertifiziertem oder besonders nachhaltigem Anbau zu präsentieren. Das Sortiment der Weinhandlung umfasst zurzeit rund 55 Positionen von einem Sommer Cuvée weiß vom Weingut Johanniger aus Rheinhessen (Fl. 6,50 Euro) bis zu einem 18 Monate im Barrique gereiften Cabernet Franc vom Weingut Holden Manz aus dem südafrikanischen Franschhoek Tal (Fl. 67,50).
Im Ausschank sind am Viktualienmarkt glas- und flaschenweise zwei Schaumweine, sechs Weißweine, je zwei Rosé- und Rotweine sowie Wasser und ein alkoholfreier Weißwein. Bei einer kleinen Probe wurde ein eher säurearmer Weinreich Riesling (0,1 zu 5 Euro), ein aromatischer Weißburgunder von Johanninger (4,70) und ein überraschend kraftvoller Chenin Blanc von Lutzville (4,50) probiert. Der eher neutrale Old Road Gorgeous Rosé (4,70) konnte weniger überzeugen, der Wildekrans MCC Brut Rosé Schaumwein (8) allerdings auf ganzer Linie – eine wunderbar gelungene Mischung aus Pinot Noir und Chardonnay. Auch der Old Road Anvil Shiraz (4,80) war eine tolle Überraschung - dunkel und geheimnisvoll, aber trotz 12 Monaten im Barrique nicht übertrieben holzig. Auf den schwarzen Bistrotischen stehen kleine Gläser mit bunter Kreide, mittels der man Botschaften hinterlassen kann: Kontakt mit Schwips modern, sozusagen.
Fazit: Das Max und Moritz bringt frischen Wind in die dürftige Weinwelt des Viktualienmarkts. Die Weine sind nicht günstig, aber dafür von guter Qualität aus nachhaltigem Anbau. Das junge Team verfügt über allerhand Weinwissen, dass sympathisch an die Kunden weitergegeben wird und bald soll es auch Weinseminare in lockerer Atmosphäre geben.
Autor: Rainer Germann
Max und Moritz, Viktualienmarkt, Westenriederstr. 9
Mo-Fr: 11 bis 20/Sa 10 bis 20 Uhr; Tel.: 0176 163 716 09; www.the-winestore.com