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Mural Farmhouse: Chapeau! Genial lokal

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Beste regionale Küche im stimmigen Ambiente: Mural Farmhouse
Beste regionale Küche im stimmigen Ambiente: Mural Farmhouse © WunderLocke

Das Mural Farmhouse in Obersendling bietet regionale Küche auf höchstem Niveau

Eine Gemüsefarm auf dem Dach mit Hochbeeten, ein funky Hotel mit cooler Bar und lässiger Rezeption – Das Mural Farmhouse hat sich im WunderLocke Hotel in Obersendling angesiedelt, ein Stadtviertel, das auch geborenen Münchnern eher unbekannt ist. Es wird gerade sehr viel gebaut und Chefkoch Rico Birndt, der eigentlich aus Traunstein kommt, verrät, dass hier wohl 2025 ein „zweiter Viktualienmarkt“, zumindest aber eine große Markthalle eröffnen soll. Die urbane Kultur- und Rave-Location Sugar Mountain hat sich in der Nähe angesiedelt, und wirft man einen Blick auf die jungen mit Laptop bewaffneten Hotelgäste in der Lobby, glaubt man ebenfalls an eine Zukunft des in der Vergangenheit doch eher langweiligen Viertels.

Ein guter Platz für etwas Besonderes, da kennen sich die beiden Gastronomen Wolfgang Hingerl und Moritz Meyn aus, wurde ihr im Muca (Museum od Urban and Contemporary Art) angesiedeltes Restaurant Mural 2020 erstmals mit einem Michelin-Stern für das junge Kochgespann Joshua Leise und Johannes Maria Kneip ausgezeichnet. Mit Rico Birndt steht jetzt ebenfalls ein höchst engagierter junger Mann in der Küche des neuen Ablegers – zusammen mit Restaurantleiter Jan Matezing, Sommelier Maxime Joly und einer bestens eingespielten Crew, stemmt er hier ein in à la carte und fine dining unterteiltes Restaurant, nächstes Frühjahr sollen noch eine Bar und eine Rooftop-Terrasse neben der Gemüsefarm hinzukommen.

Beste regionale Küche im stimmigen Ambiente: Mural Farmhouse
Beste regionale Küche im stimmigen Ambiente: Mural Farmhouse © Rainer Germann / InMagazin Verlags GmbH

Die Einrichtung ist skandinavisch-seventies up to date, besonders Details wie Isarkiesel auf Marmortischplatten und Retrolook-Besteck können hier punkten. Ein großer Tisch mit Weinflaschen teilt die Bereiche ganz locker: Im Fine Dining-Restaurant gibt es ein saisonal wechselndes Menü mit ca. 16 kleinen Gängen für 120 Euro p.P., ansonsten wählt der Gast aus einer ebenfalls stark saisonal und regional geprägten Karte mit ca. drei Vorspeisen (14 bis 17 Euro) und Zwischengerichten (12 bis 23), vier bis fünf Hauptspeisen ( 21 bis 34) und Desserts (8 bis 14). Auf Einladung des Hauses wurden wir auf eine kleine Rundreise durch die Karte und trotz regionalem Radius von nur etwa 50 Kilometern kulinarisch über den Tellerrand geschickt.

„Eat local, drink natural“

Los ging es mit einem Glas Champagner von Wirth & Michel Origine Brut, eine Cuvée aus Pinot Meunier und Chardonnay, sehr trocken und appetitanregend. Dazu das mittlerweile unvermeidliche, aber natürlich auch besonders gute Brot von Julius Brandtner mit einer schön salzig-cremigen Lauchbutter. Zum hervorragenden Seeforellen-Tatar vom Schliersee mit Tagetes (Studentenblume), Radieschen und Schnittlauch sowie geröstetem wilden Broccoli mit Haselnuss auf sehr schmackhafter „gebrannter“ Sahne wurde ein mineralisch-kalkiger 2021 Sancerre von der Domain Vacheron gereicht – ein Traum-Pairing, nicht nur zum 21 Tage im Dry Ager gereiften Fisch.

Beste regionale Küche im stimmigen Ambiente: Mural Farmhouse
Beste regionale Küche im stimmigen Ambiente: Mural Farmhouse © Rainer Germann / InMagazin Verlags GmbH

„Eat local, drink natural“ hat sich das Mural Farmhouse auf die Fahne geschrieben: der rote sizilianische Amphorenwein Phitos Rosso von der Azienda Agricola Cos, eine Cuvée aus Nero d’Avola und Frapatto, war ein leichter und passender Begleiter für die hausgemachten Cavatelli mit Steinpilzen und vegetarischer Jus, in die man sich reinlegen möchte. Als zweites Zwischengericht wurde ein Tris vom Kürbis, gebacken, als Creme und marinierten Scheiben mit Quinoa und Kräutern vom Dach gereicht – man darf sich jetzt schon darauf freuen, was im nächsten Frühjahr hier selbst gezüchtet und geerntet wird. Das perfekt gebratene Regenbogenforellenfilet mit glasiertem Grünkohl, Butterkartoffel und Hollandaise musste wegen letzterer auf ein bisschen Beurre blanc als Begleitung verzichten, schade, auch dass die eingelegte Birne und der Radicchio die wirklich ganz hervorragende Jus zum Poltinger Rehfilet ein kleines bisschen „versuppt“ haben. Das ist Meckern auf allerhöchstem Niveau und hat dem Genuss kein bisschen Abbruch getan.

Dazu ein Langhe Rosso von Roagna - ja, leicht gekühlter Nebbiolo passt wie Pinot Noir auch bestens zum Fisch! Als Nachtisch dann noch ein Haselnuss-Eis sowie eine Muskatnuss-Creme-Brulée mit eingelegter Birne – als wunderbarer Kontrast zur Süßspeise gesellte sich ein leicht salziger Agostado von der Bodega Cota 45 aus Andalusien.

Fazit: Chapeau! Regionale Küche auf höchstem Niveau wird hier geboten, allein, dass manche Zutaten immer wieder in verschiedenen Gerichten und Texturen auftauchen, spricht für das nachhaltige Konzept, das sich der Saison verschrieben hat. Man darf davon ausgehen, dass Rico Birndt das im Fine Dining ebenso umsetzt – und somit könnte nächstes Jahr ein weiteres Sternchen am Münchner Gastrohimmel leuchten.

Autor: Rainer Germann

Mural Farmhouse, Gmunder Str. 27
À La Carte: Di-So: 12-14.30/18.30-22.30; Fine Dining: Di-Fr ab 18.30 Uhr; Tel.: 089/262 089 079; www.muralfarmhouse.de

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