1. Startseite
  2. Gastro
  3. Restaurants

Das Edelweiß: Rustikaler Charme

Erstellt:

Ein charmantes Stadtteilwirtshaus: Das Edelweiß
Ein charmantes Stadtteilwirtshaus: Das Edelweiß © Rainer Germann

Das Edelweiß am Alpenplatz ist ein nettes Stadtteil-Wirtshaus mit gelungener und günstiger Küche

Seit 11 Jahren betreibt Nadja Vasold ihr gemütlich und originell eingerichtetes Lokal und der Nachbarschaft gefällt es: Abends ist es oft brechend voll, hier sollte man in jedem Fall reservieren oder früh kommen. Wir wollten nach einem Presselunch auf Sterneniveau, zu dem von den Berlin Food Week-Veranstaltern in die Brasserie Colette by Tim Raue geladen wurde (siehe unten), einmal testen, ob die veganen und vegetarischen Fleischersatzprodukte, die das Motto „Vom Rinde verweht“ vorgibt, auch unter „normalen“ Bedingungen funktionieren.

Das Edelweiß ist der ideale Platz dafür: Die Karte ist sowieso schon zur Hälfte vegetarisch geprägt, hier stehen französischer Ziegenkäse (auch als Burger), Meze-Teller, Südtiroler Spinatnocken und Topfenknödel auf dem Programm, aber auch ein Schnitzel Wiener Art mit „smashed potatoes“ und Kräuter-Schmand, eine ungewöhnliche Kombi, die gern bestellt wird. Das vegetarisch-vegane Drei-Gang-Menü (mit Weinbegleitung und Espresso 37,50 Euro, nur Menü 31,50), das im Rahmen der Münchner „Stadtmenü“-Reihe der Berlin Food Week angeboten wurde, hat das Edelweiß zusammen mit Milena Wehr zusammengestellt, sie betreibt einen Blog (mamunche.com), der sich auf fleischlose Küche fokussiert.

Mit ihr teilt Nadja nicht nur das Heimatland Bulgarien, sondern auch eine Version von gesunder und nachhaltiger Küche die schmecken soll, wie sie uns bei einem Gespräch verrät. Von der Gastrostadt Berlin ist sie fasziniert, deshalb musste sie nicht lange überredet werden, beim „Stadtmenü“ mitzumachen. Und es kommt an, so Nadja, die Stammkundschaft hätte sich sehr dafür interessiert, die Abende sind bestens gebucht. Dass das ein oder andere Gericht auf die Standardkarte übernommen wird, davon ist nach dem Genuss auszugehen und anzuraten.

Los ging es mit Rote Bete-Knödel in brauner Haselnuss-Salbei-Butter: Auf dem Teller versammelten sich auf einem Butterspiegel drei eiskugelgroße Bällchen von bester Konsistenz, auf denen ein flambiertes Ziegenkäse-Türmchen thronte, dekoriert mit Blutampfer, gerösteten Salbeiblättchen und Knoblauchstückchen. Ein gelungenes rustikales Alpengericht, die große Portion als erster Gang im Menü fast schon zu üppig und sättigend, auf der Karte aber bestens aufgehoben für den Preis (11,50). Dazu gesellte sich als Weinempfehlung ein Grauburgunder von Martina Bernhard aus Rheinhessen (0,1l zu 4,20 Euro), ein klarer, ehrlicher Wein zu einem ebenfalls günstigen Preis, der sich durch die ganze Karte zieht.

Beim Hauptgang Kürbis-Wirsing-Rouladen mit veganer Hackfüllung auf einer frischen Tomatensoße kam dann „Redefined Meat“ als Hackfleischersatz zum Zuge: die körnige Textur nahezu perfekt, der Geschmack ließ durch raffinierte Würze ebenfalls nichts „tierisches“ vermissen – definitiv eine Alternative. Die Wirsingblätter mit Biss, die Tomatensoße schön süß und fruchtig – auch hier versammelten sich mit drei Rouladen eher eine zu viel auf dem Teller (13,90). Ein Roter namens „Käthe“ von Winzerin Bernhard dazu entpuppte sich als kräftiger Spätburgunder und passte wunderbar. Als Dessert kam noch ein selbstgemachter Apfelkuchen mit Vanilleeis (7,90) an den Tisch, und obwohl kein Gramm Fleisch gegessen wurde und wir auch ein bisschen was to go einpacken ließen, fühlte man sich pappsatt aber nicht gemästet.

Fazit: Ein Stadtteillokal, wie es jedes Viertel verdient hätte - gelungene, gesunde und günstige Küche, keine überteuerten Weine, sehr nettes und zuvorkommendes Personal – rustikaler Charme, der schmeckt.

Autor: Rainer Germann

Das Edelweiß, Edelweißstraße 10
Mi-Fr 17 bis 23 Uhr/Sa 9.30 bis 23/So 9.30 bis 18 Uhr; Tel.: 089 649 13 780; www.das-edelweiss.de

Auch interessant