Caspar Plautz: Hippe Knolle

Die Renaissance der Kartoffel kann man bei Caspar Plautz am Viktualienmarkt erleben
Sie haben den richtigen Riecher gehabt: Theo Lindinger und Dominik Klier locken bereits seit ein paar Jahren im Namen der Kartoffel immer mehr Genussmenschen an ihren Stand Caspar Plautz – benannt ist dieser nach einem österreichischen Mönch, der 1621, kurz nachdem die Kartoffel nach Europa kam, die ersten Rezepte mit der Knolle publizierte. So steht es in Theos und Dominiks Kochbuch (264 Seiten, 30 Euro, Verlag Antje Kunstmann) gleichen Namens, in dem sie zusammen mit ihrem Koch Kay ihre Lieblingsrezepte um die nahrhafte Erdfrucht versammeln. Mittlerweile ist der Ansturm enorm – man sollte frühzeitig kommen, um die wunderbaren Kartoffelgerichte mittags vor Ort genießen zu können.
Auf den Programm stehen zum Beispiel eine gebackene Kartoffel „Agria“ vom Hatzlhof Olching mit Rohkostsalat und Rapsöldressing, entweder mit Butter (6,50) oder mit einer sehr schmackhaften „Grünen Sauce“ mit frischen Kräutern, Quark, Ei, geröstetem Pumpernickel, Senf und Sauren Gurken (7,50). Ein ebenfalls gelungenes Kürbis-Kichererbsen-Curry (9,50) mit Linsen, Ingwer, Chili, Koriander, Senfsaat, Kokosmilch, Schwarzkohl, Knoblauch, Kürbiskernen und Amba (saure Mango-Pickle-Sauce) oder der Renner Shakshuka x Stracciatella (10,50) mit würzigem Tomatensugo, Spinat, Petersilienwurzel-Hummus, Stracciatella in Chili-Öl, Zwiebeln, gewürzt mit Za’atar und Zhough (arabische Gewürzmischungen) sind außerdem im Angebot. Wer es deftig mag ist mit einem Boeuf Bourguignon (11,50) aus der Rinderbrust von der Bio-Metzgerei Landfrau, Perlzwiebeln, Karotten-Rettich-Salat, Estragon-Dressing und gerösteten Haselnüssen gut bedient, das bayerische „Winter-Matjes“ (11,50) besteht aus Renkenfilets (Wildfang (!) vom Beim Fischer), Rote Bete, Joghurt, Schmorzwiebeln, Birne, Majoran und Dill.

Auf Herkunft der Lebensmittel, ob Gemüse, Fleisch und Fisch, wird wie bei den Kartoffeln extrem viel Wert gelegt, serviert werden die Gerichte in schön altmodischem Emaille-Geschirr. Bei schönem Wetter lassen sich die hungrigen Mittagsgäste auch rund um den Brunnen am sogenannten Kartoffelplatz nieder, man könnte fast meinen, man wäre in Italien, wunderbar. Kartoffeln bester Qualität und mittlerweile fast vergessene Sorten wie Moor Sieglinde, Bamberger Hörnchen, Rosa Tannenzapfen oder Mecklenburger Schecke gibt es natürlich auch zum Kaufen. Dominik und Theo versuchen die Kartoffel wieder regional, saisonal, modern aber auch klassisch und vor allem schmackhaft in Szene zu setzen. Inzwischen sind über das Jahr verteilt rund 100 (!) Sorten im Angebot, und es macht einfach Spaß, sich aus berufenem Mund Geschmack, Kochverhalten und Konsistenz erklären zu lassen. Neben ihrem Stand am Viktualienmarkt organisieren Dominik und Theo mit ihrem Team auch individuelle Caterings mit und ohne der hippen Knolle.
Autor: Rainer Germann
Caspar Plautz, Viktualienmarkt, Stand 38, Abteilung III
Di-Sa 8 bis 17/Mittagstisch 12 bis 15 Uhr; www.casparplautz.de